Montag, 14. Dezember 2020

# 142 - "Wie ein Feuerwerk" - Michelangelo (1970)

Diese Woche startet mit einem richtigen "Knaller" - im wahrsten Sinn des Wortes. Oder ist es doch eher ein Rohrkrepierer? Naja, da Silvester heuer sowieso deutlich anders ausfallen wird, als die letzten Jahre, kann man sich ja jetzt schon Gedanken um eine passende Playlist für das neue Jahr (oder zumindest für Mitternacht machen) ...



MICHELANGELO

A: Wie ein Feuerwerk (M: Ralph Siegel / T: Mal Sondock)
B: Er oder ich (M: Mal Sondock / T: Michael Holm)

1970, Decca, D 29 025

Michelangelo wurde 1946 als Rainer Limpert geboren. Zwischen 1969 und 1977 veröffentlichte er zehn Solo-Singles (die letzte unter dem Pseudonym "Richard Sussex"), u. a. "Sie trägt blau, blau, blau" (1969), "Ein Tag mit Maria" (1972) und "Ein Garten der Liebe" (1973). Von 1972 bis 1975 war er Mitglied der Gruppe "Family Tree" (weitere Mitglieder waren Enry David, Monique Melsen, Millie Fennell, Timothy Touchton, Tommy Roland, Donna Summer und Tony Gregory).

Mal Sondock (1934-2009), gebürtig aus Amerika, kam 1951 nach Deutschland und begann hier eine Karriere als Discjockey und Radiomoderator. Zwischen 1959 und 1966 veröffentlichte er selbst einige Singles, u. a. "My Heidelberg Baby" (1961), "Das Mädchen mit dem traurigen Blick" (1964) und "Juanita Banana" (1966). Zudem zeichnete er auch für folgende Titel verantwortlich: "Sand in my Shoes" (Johnny Tame, 1967), "Schulmädchen-Träume" (Twin Set, 1971), "Weißt du schon, dass ich dich liebe?" (Michael Martin, 1972) oder "Goodbye Marie" (Martin Mann, 1973).

Mein Leben war langsam ein Trauerspiel
Und das grausame Ende war nah
Ich fand das Spiel schon ein bisschen zu viel
Dann kamst du und die Liebe war da

Und wie ein Feuerwerk - Feuerwerk
Explodierte mein Herz
Weg war der Kummer und weg war der Schmerz

So wie ein Feuerwerk - Feuerwerk
Es leuchtet mir ein
Du musst die Richtige sein

Was ich bisher nur in Träumen geseh'n
War auf einmal wirklich so nah
Ich sah dich an und glaube es kaum
Da warst du und die Liebe war da

Refrain

Gestern versprachst du, dass wir uns heut' seh'n
Und ich glaubte schon, es sei nicht wahr
Ich lud dich ein, dort um halb acht zu sein
Dann kamst du und die Liebe war da

Refrain



Zuallererst: Nein! Dieser blonde, bebrillte Jüngling ist nicht der lange Zeit verschollene Halbbruder von Heino. Das ist Michelangelo. Nein, nicht der begnadete Künstler. Michelangelo aus Frankfurt. Der Schlagersänger. Was? Von dem habt ihr noch nie gehört? Nun ja ... auch wenn seine Stimme gut ist, war es auch in den 70er-Jahren schwierig, mit so einem Titel in Erinnerung zu bleiben.

Gut, dass Michelangelo (zumindest im Song) noch seine große Liebe gefunden hat. Die erste Strophe klingt doch ziemlich nach der Vorbereitung auf den Suizid. Und ich machte mir schon kurz Sorgen, denn "Wie ein Feuerwerk explodierte mein Herz". Das will ich eigentlich nicht sehen - und auch nicht hören, schon gar nicht in einem Schlager. "Weg war der Kummer und weg war der Schmerz" - das kannst du selber glauben! Wenn der da blutüberströmt in Einzelteilen herumliegt, weil sich die Schmetterlinge im Bauch als Molotow-Cocktail herausgestellt haben. Aber egal. Hauptsache: "Die Liebe war da". Mehr möchte ich zu diesem Reim-Einerlei definitiv nicht sagen ;)

Einen Vorteil hat es zumindest: wenn man verliebt implodiert ist, braucht man sich zumindest keine Gedanken mehr machen, ob man heuer zu Silvester lieber kein Raclette oder kein Käse-Fondue machen soll.

Freitag, 11. Dezember 2020

# 141 - "Ein Leben lang" - Joy Fleming (1974)

Ich mag den Dezember an sich sehr gerne. Der Ausklang eines langen, intensiven Jahres. 2020 ging es mir fast zu schnell. Gefühlt bin ich noch irgendwo im August. Aber auf der anderen Seite ist es für viele die Hoffnung groß, dieses eigenwillige Jahr schnellstmöglich abzuhaken und ad acta zu legen. Ob 2021 besser wird oder müssen wir uns jetzt ein Leben lang mit Corona aussetzen. Ach ja, ein Leben lang, ... was heißt das eigentlich?




JOY FLEMING

A: Rocktown [Black Sheep] (M: Stephen Stills / dt. T: Carl J. Schäuble)
B: Ein Leben lang [Life's too short] (M: Pete Wyoming Bender / dt. T: Carl J. Schäuble)

1974, Global Records, 22 543-3

Joy Fleming nahm beide Titel auch in englischer Sprache auf.


Joy Fleming wurde 1944 als Erna Raad in Rockenhausen geboren. Bereits als Teenager gewann sie Gesangswettbewerbe und sang anschließend - nach ihrer Lehre zur Verkäuferin - gemeinsam mit ihrer Schwester Jazz und Blues in Bars und Kneipen, wo hauptsächlich amerikanische Soldaten stationiert waren. 1966 gründete sie mit Freunden die Gruppe "Joy and the Hit Kids", die 1969 in "Joy Unlimited" umbenannt wurden. Ihr erster Auftritt im legendären "Talentschuppen" machte sie schlagartig bekannt - zahlreiche Schallplatten in englischer und deutscher Sprache folgten.
1971 setzte Joy Fleming ihre Karriere als Solosängerin fort und verbuchte mit dem "Neckarbrückenblues" (in Mannheimer Dialekt) einen großen Erfolg. 1975 vertrat sie Deutschland beim Eurovision Song Contest mit "Ein Lied kann eine Brücke sein", belegte allerdings nur den 17. Platz. Zwischen 1986 und 2002 versuchte sie noch dreimal den deutschen Vorentscheid für sich zu gewinnen.
Joy Fleming, die wohl zu recht als Deutschlands beste Soul- und Blues-Sängerin bezeichnet werden kann, war bis zu ihrem plötzlichen Tod 2017 musikalisch aktiv.
Bekannte Titel von ihr waren "What can I do without you?" (1967), "Daytime, Nighttime" (1968), "Neckarbrückenblues" (1972), "Halbblut" (# 38, 1974), "Ein Lied kann eine Brücke sein" (# 32, 1975), "Geld" (1975) oder "Ich sing' fer's Finanzamt" (1977).

Carl J. Schäuble (1933-2010) war ein bekannter deutscher Texter. Seine bekannteren Titel - neben den bisher angesprochenen - waren "Ein Hoch der Liebe" (Wencke Myhre, 1968), "Nuevo Lardeo" (Tony, 1970), "Geh' mit mir durch den Regenbogen" (Peter Horton, 1970), "Was ich tat, tat ich nur für Maria" (Oliver Bendt, 1971), "Hast du keine anderen Sorgen?" (Die Windows, 1973) oder "Bad, bad Leroy Brown" (Jerry Rix, 1974).


Ich schenk' mein Leben her
Als ob es gar nicht wär'
Ich leb' als hätt' ich tausend Leben

In jedem Augenblick
Verschwende ich ein Stück
Wofür hab' ich es hergegeben?

Ein Leben lang was heißt was schon?
Wie Wasser läuft die Zeit davon
Jede Antwort läuft mit ihr
Und nur die Fragen bleiben mir

Ein Leben lang was heißt das schon?
Die Träume schwimmen dir davon
Was dir dann noch übrig bleibt
Sag', ist das die Wirklichkeit?

Ich liege manchmal wach
Und denke daran
Was ich dir alles nicht gegeben

Verzeih', verzeih'
Was kann ich tun?
Ich hab' nur dieses eine Leben

Refrain


Wofür sind wir denn noch bereit zu leben und was ist uns wirklich wichtig? Und auf was sind wir eigentlich bereit zu verzichten - in unserem Wohlstand? Würde noch jemand sein Leben für jemanden oder etwas hergeben? Schwierige Frage. Aktuell scheitern wir stellenweise ja bereits an einem dünnen Stück Stoff.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

# 140 - "Sag doch 'Ich liebe dich' (Bla, bla, bla)" - Love Generation (1975)

Manchmal liegt das Gute so nah und ist doch so fern, weil einem einfach nicht die richtigen Worte (zur rechten Zeit) einfallen. Davon kann auch die heutige Gruppe ein Lied singen (#schlechterscherzolé).



LOVE GENERATION

A: Ja, wir verreisen (M & T: Frank Cornely)
B: Sag' doch "Ich liebe dich" [Bla, Bla, Bla - Squallor] (M: Giancarlo Bigazzi, Daniele Pace & Gaetano Savio / dt. T: Fred Jay)

1975, United Artists, UA 35 851
Produziert von Günter Henne & Joachim Heider


Die Love Generation war eine deutsche Popgruppe, die 1971 aus den "Cornely Singers" hervorging. In wechselnder Besetzung existierte die Gruppe bis 1978.
1975 bestand die Gruppe aus Gitta Walther (1940-2014), Birgit Laury (* 1946), Lucy Neale (* 1948), Peter Hedrich (* 1948) und Timothy Touchton (* 1946). Bis auf Birgit Laury waren alle auch solistisch tätig.
Lucy Neale, die zuvor bei "Family Tree" war, und Gitta Walther gehörten in den 80er-Jahren zu dem Damenquartett "Hornettes". Gitta Walther, die eine gefragte Studiosängerin war (von ihr stammt der legendäre Schrei in "Lady Bump" von Penny McLean), versuchte sich unter dem Pseudonym "Jackie Robinson" auch als Discosängerin. Peter Hedrich gelang 1979 als "Peter Kent" mit "It's a reel good Feeling" ein Hit. Auch Timothy Touchton, der bereits mit Lucy Neale bei "Family Tree" war, machte solistisch weiter.

Bekanntere Titel der Gruppe waren: "Love for everybody" (1971), "Israel" (1972), "Morning of my Life" (1973), "Goin' Downtown" (1973), "Hör' wieder Radio" (1975 - Teilnahme am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest) oder "Thomas Alva Edison" (1976 - Teilnahme am deutschen Vorentscheid für den ESC).

Der in Linz geborene Textautor Fred Jay (1914-1988) hatte bereits in den 40er- und 50er-Jahren erste Erfolge als Texter. In den 70er-Jahren schrieb er u. a. folgende Titel: "Diese Welt" (Katja Ebstein, 1971), "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" (Christian Anders, 1972), "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" (Jürgen Marcus, 1972), "Fahrende Musikanten" (Nina & Mike, 1973), "Ein Schlafsack und eine Gitarre" (Renate & Werner Leismann, 1973) oder "Wir lassen uns das Singen nicht verbieten" (Tina York, 1975).


Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla
Sag' was du wirklich denkst

Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Blaaaaha
Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Sag' was du wirklich denkst

Mit dir allein zu sein
Erfüllt zu Träumerein
Dir fallen jederzeit die rechten Worte ein
Du bist so wunderbar
Ich mag dein rotes Haar
Dein Gang ist federleicht
Dein Lächeln unerreicht

Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla
Bla-Bla-Bla-Bla-Bla
Sag' was du wirklich denkst

Du siehst ganz reizend aus
Machst dich gewaltig raus
Wenn du so sprichst zu mir
Strahl ich und glaub' es dir

Und deiner Augen Glanz
Der fasziniert mich ganz
Das hört sich beinah an
So wie ein Kitschroman

Sag' doch "Ich liebe dich"
Einfach "Ich liebe dich"
Sag' doch, du willst nur mich
Denn darauf warte ich

Wenn du das Richt'ge denkst
Weißt du schon längst
Ich bin für dich schon da
Ganz ohne "bla, bla, bla"


Zweifellos ein großartiges Machwerk. Ist es denn nicht oft so, dass man seinem Partner oder seiner Partnerin manchmal gar nicht zuhören kann, weil man von den sich bietenden Reizen so genervt ... angeekelt ... becirct ist, das man der anderen Person zwar förmlich an den Lippen hängt, aber das Einzige, was der Organismus abspeichern kann, ist "Bla bla bla". In dieser Situation ist es übrigens äußerst gefährlich, negativ durch einen Unachtsamkeitsfehler aufzufallen. Eine falsche Beantwortung der Folgefrage: "Was hab' ich denn gerade gesagt?" kann zu schwerwiegenden Problemen führen, die schlimmstenfalls ein Beziehungsende (oft sogar durch das unerwartete, plötzliche und vor allem tragische Ableben einer der beteiligten Personen) bedeuten.
In diesem Fall können wir uns aber entspannt zurücklehnen, den beiden Turtelnden zuhören und hoffen, dass sie irgendwann wieder Zugang zu ihrem Sprachzentrum erhalten.

Dienstag, 8. Dezember 2020

# 139 - "Dum-Didel-Dum" - Patricia Cramer (1974)

** YEAH! Wir haben die 2.000-Besucher-Marke geknackt! **

Vielen Dank für eure Treue in den letzten Monaten! Es erfüllt mich mit großer Freude, dass ich anscheinend nicht die einzige Person bin, die in diesem Blog mitliest ;) Ich verspreche euch, die schrecklichschönen Songs werden mir so bald nicht ausgehen.

 


PATRICIA CRAMER

A: Dum-Didel-Dum (M & T: Horst Hornung)
B: Herrliche Träume (M & T: Horst Hornung)

1974, Jupiter Records, 13 322 AT
Produziert von Horst Hornung


Patricia Cramer wurde um 1959 geboren. Die Plattenfirma, die besonders intensiv versucht hat, ihre Karriere zu pushen, war äußerst ambitioniert in der Bewerbung ihres neuen Schützlings: "Teen-Prinzessin mit Märchenstimme". Tatsächlich wurde Patricia Cramer zur "Teen-Prinzessin '74" gekürt. In welchem Zusammenhang ist aber unklar - sie wurde weder "Bravo-Girl des Jahres" noch war sie Teilnehmerin der "International Teen Princess" (1973 holte sich übrigens tatsächlich die deutsche Ute Kittelberger den Sieg!). 

"Patricia ist jetzt gerade 15 Jahre jung und schon auf dem besten Weg, ein hell leuchtender Stern am deutschen Schlagerhimmel zu werden. Entdeckt wurde sie im Frühling 1973 bei einem Talentwettbewerb in Darmstadt. Unser schnuckeliger Teenager (158 cm klein) spielt Gitarre, möchte aber auch noch Bass lernen. Dazu hat sie aber nicht genügend Zeit, sie geht noch zur Realschule."

Schnuckelig ist auch ein Attribut, das man heute keinem jungen Mädchen mehr auf die Plattenhülle schreiben würde ...

"Aufgefallen ist sie mit ihrer frischen Stimme und dem für sie charakteristischen Timbre bei den Pfadfindern." Ah ja. Die waren ja immer schon als Talentschmiede bekannt und nicht dafür, dass man lernt, wie man am besten ein Zelt aufstellt oder so.

"In ihrer Plattensammlung überwiesen Interpreten wie Suzi Quatro, T. Rex, Bernd Clüver, Cindy & Bert." <-- DAS ist auch eine ziemlich harte Kombi!

"Wir sind davon überzeugt, dass Patricia in einiger Zeit bald so bekannt ist wie ihre Vorbilder. Patricia Cramer ist d i e Entdeckung der letzten zwei Jahre!" Tja, beides ist nicht eingetreten. Und ich muss zugeben: zu Recht! Da gab es tatsächlich deutlich begabtere Sängerinnen.

Patricia Cramer, die damals scheinbar auch in Darmstadt lebte, veröffentlichte zwischen 1974 und 1975 insgesamt drei Singles. Weitere Titel waren "Teenage Romeo", "Hello, little Joe", "Ich bin wieder zu Hause" und "Er heißt Michael". Keine der drei Singles wurde in Deutschland ein Hit. Auf holländischen Piraten-Radiosendern wurde sie allerdings häufig gespielt. Dieser Umstand führt dazu, dass sich ihre Singles heute noch für teilweise dreistellige Beträge verkaufen lassen. 
Laut Informationen aus einem Online-Musikforum ist sie im Jahr 2007 verstorben.


Horst Hornung, der in den frühen 70er-Jahren auch selbst als Sänger in Erscheinung trat, war bereits öfter auf meinem Blog zu Gast. Klingende Titel aus seiner Feder waren beispielsweise "Arthur Infernale" (Maggie Mae, 1975), "Liebt er dich, wie ich dich liebe?" (Roy Black, 1975), "Wer trinkt schon gern den Wein allein?" (Roberto Blanco, 1978), "Tut-Ench-Amun" (Penny McLean, 1979) oder "Die Familie hat 'nen Knall" (Rex Gildo, 1979).



Wo geht er hin, kommt er her?
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum
Nichts was er tut, fällt ihm schwer
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum

Ja, der Spielmann ist unser Freund
Wir haben nie mit ihm geweint
Wenn er spielt sind wir froh
Sein Lied geht so Didel-Didel-Dum

Dum-Didel-Dum-Didel-Dum
Didel-Didel-Didel-Dum-Didel-Dum-Didel-Dum
Dum-Didel-Dum-Didel-Dum 
Didel-Didel-Didel-Dum-Didel-Dum-Didel-Dum

Er singt sein Lied überall
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum
Und wenn's gefällt noch einmal
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum

Refrain

So wie er kam, ging er fort
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum
Sein Lied war sein Abschiedswort
Didel-Didel-Didel-Dum Didel-Dum-Didel-Dum

Ja, der Spielmann war unser Freund
Wir haben nie mit ihm geweint
Und sein Lied, ja das geht für immer um
Didel-Didel-Dum


Eines kann ich euch sagen: Wenn dieser Spielmann den ganzen Tag mit seiner piesigen Blockflöte um die Häuser zieht und dabei diesen nervigen Ohrwurm dudelt, dann wäre er ganz sicher nicht mein Freund! "Nichts was er tut, fällt ihm schwer" - ja, vor allem anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Das scheint mir seine Hauptbeschäftigung zu sein!
Schön, dass es in den 70er-Jahren schon ausreichend für eine gute Freundschaft war, dass man nicht zusammen weint. Toll. Das ist wirklich beeindruckend. Patricia hat anscheinend noch nie mit ihren Freunden Zwiebeln geschnitten. Das wäre nämlich ein ziemlich (Achtung: schlechter Wortwitz) einschneidendes Erlebnis gewesen!
"Und sein Lied, ja , das geht für immer um - Didel-Didel-Dum", ja das ist tatsächlich eine Drohung. Ich fürchte dieser Spielmann war so etwas wie der erste analoge Trojaner, dessen Anwesenheit zu einem ziemlichen Crash in der menschlichen Hardware führt. Danach kannst die Festplatte vermutlich in die Tonne schmeißen und maximal noch als Klatsch-Statist im Musikantenstadl vermittelt werden.

Ich warne euch wirklich! Di-didel-eser Song hat es wirklich in sich. Man muss aufpassen, dass da-dum-ruch nicht der eigene Sprachfluss gestört wird. Ist di-didel-es, der Fall, dann hilft nur noch ... Dum-Didel-Dum-Didel-Dum Didel-Didel-Didel-Dum ...

Samstag, 5. Dezember 2020

# 138 - "Brötchen und Milch" - The Four Kings (1966)

Ist es nicht herrlich, wenn man am Wochenende die herrliche Möglichkeit hat, einfach ausschlafen zu können - so lange, wie man will und lustig ist? Ach, Sie können immer ausschlafen? Achso ja ... Home-Office, Lockdown. Wie konnte ich darauf vergessen? Vermutlich deswegen, weil er mir - im Vergleich zum März - in der Großstadt kaum auffällt. Die paar Mal die ich mich in den letzten Tagen aus dem Haus gewagt habe, erlebte ich überraschend gut gefüllte Straßen und auch in den Supermärkten und auf der Post war bewegtes Treiben. Spannend. Dicht gedrängtes Treiben während in den Theatern, wo man wahnsinnig gut kontrollieren kann, wer, wann und vor allem wo sitzt, der Vorhang immer noch unten bleiben muss. Hoffen wir, dass das im Januar wieder etwas anders aussieht.


THE FOUR KINGS

A: Immer wenn der Mond scheint ([I can't go on living, Baby, without you - Nino Tempo & April Stevens] (M: Jerry Riopelle & Nino Topo / dt. T: Tobby Lüth)
B: Brötchen und Milch [No Milke today - Herman's Hermits] (M: Graham Gouldman / dt. T: Carl-Heinz Dieter)

1966, Metronome, M 916

Die Four Kings waren eine deutsche (wie der Name bereits verspricht) vierköpfige Band. Die Gruppe veröffentlichte bis Mitte der 70er-Jahre auf verschiedenen Labels. Klingende Titel von ihnen waren z. B. "Come on, Marianne", "Mit dir allein", "So wie ich dich liebe", "Mädchen, komm mit mir heut' Nacht", "Mein Glück liegt in Bad Zwischenahn" und "Kleine Sonja". Meinen Recherchen zufolge waren sie die Begleitband von Peter Orloff, der sie auch ab 1971 produzierte.


Brötchen und Milch
Die steh'n vor meiner Tür
Seit Tagen vor der Tür
Denn sie ist nicht mehr hier

Brötchen und Milch
Ein jeder kann sie seh'n
Doch die vorüber geh'n
Sie können's nicht versteh'n

Hinter der Tür lag unser Märchenland
Ich hatte sie zur Prinzessin dort ernannt
Hinter der Tür lag unser Paradies
Jetzt ist es nur ein düsteres Verlies

Brötchen und Milch
Die steh'n vor meiner Tür
Seit Tagen vor der Tür
Denn sie ist nicht mehr hier


Das alte Haus hat nun seinen Glanz verloren
Es war ein Schloss als wir uns dort noch geküsst
Nun ist es leer hinter seinen alten Toren
Weil sie gegangen ist

Brötchen und Milch
Die jeder stehen sieht
Die sind das End' vom Lied
Von unser'm Liebeslied

Keine Musik
Kein Lachen mehr, kein Gruß
Nie mehr von ihr ein Kuss
Damit ist es nun Schluss

Wiederholung




Das englische Original "No Milk today", das ursprünglich für The Hollies geplant war, brachte Herman's Hemits 1966 einen ziemlichen Hit (#1 AT, #2 DE, #7 UK und #35 USA). Songwriter Graham Gouldman (* 1946) bekam die Idee zum Text, als er gemeinsam mit seinem Vater einen Freund besuchte, an dessen Tür ein Schild mit dem Hinweis "No Milk today" angebracht war. Gouldmans Vater erklärte, dass es dafür verschiedene Gründe geben könnte. Gouldman schrieb eine Geschichte um eine zerbrochene Liebesbeziehung. Damals war es noch üblich, dass Milchmänner täglich die frische Milch vor die Tür stellten. Verringerte sich die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen (Von glücklicher Beziehung zu tragischem Single-Dasein), dann benötigt die Person heute leider keine Milch.

Die deutsche Coverversion versucht sich zumindest stellenweise am englischen Original zu orientieren, es hakt doch immer wieder an einigen Ecken und Enden. 
Das erste Rätsel ist bereits, woher die Brötchen stammen, die mitsamt der Milch vor der Tür gelandet sind. Ist unser Hauptprotagonist aufgrund der Entliebung nun auch in den Hungerstreik gegangen? Er könnte ja zumindest noch Enten im Park damit füttern. Die finden frische Sonntagsbrötchen sicher auch g'schmackiger, als das steinharte Uraltbrot, mit dem sie immer von Oma Gisela beworfen werden.

Okay. Ich nehme alles zurück: Denn bereits in der dritten Zeile wird klar, dass diese Utensilien bereits seit Tagen vor der Tür stehen. Bei den aktuellen Temperaturen muss er die Brötchen nur frisch aufbacken, die sind nämlich vermutlich tiefgekühlt. Milcheis? Ist ja durchaus bei manchen Menschen beliebt ...
"Doch die vorüber geh'n, sie können's nicht versteh'n" - Tja. Wer kann es ihnen auch verübeln? Du hast ja keinen Zettel an die Tür gehängt oder wenigstens eine gute Tat vollbracht, in dem du eine obdachlose Person damit gelabt hast. Mit ranziger Milch und steinharten Brötchen kommt man dem Paradies nicht unbedingt näher - nur mal so als kleiner Hinweis in Bezug auf das Karma-Konto.

Okay. Im Märchenland war's schön! Aber die Prinzessin ist jetzt scheinbar aus dem Paradies entflohen. Hat sie sich inzwischen als böse Hexe herausgestellt und ist mit dem nächstbesten dahergelaufenen Prinzen über die sieben Berge abgezischt? Oder hat sich um sie bereits eine unkrautartige Dornenhecke gebildet, weil schon länger niemand - so ganz zwischenmenschlich - vorbeigeschaut hat? 
Tja. Die Frage: "Wer hat heut' Nacht in meinem Bettchen geschlafen?" braucht man sich ja nun nicht mehr zu stellen. 
"Das alte Haus hat nun seinen Glanz verloren" - ach ja, das klingt ja ziemlich nach Aschenputtel-Effekt. War die große Liebe vielleicht doch eher eine Umschreibung dafür, sich die Kosten für eine adäquate Putzfee zu sparen?

Du könntest die alten Brotkrumen ja auch nehmen, um sie zu streuen .. vielleicht kommt ja so eine neue "Prinzessin" in deinen Haushalt? Oder zumindest ein paar Tauben ... ruckedigu, ruckedigu, Blut ist im Schuh! ... naja, der Spatz in der Hand wär' mir lieber.



Da es von den Four Kings kein bewegtes Bildmaterial gibt, hier für euch das Original von Herman's Hermits. Habt ein erholsames zweites Adventwochenende!

Freitag, 4. Dezember 2020

# 137 - "Es ist ein Mensch" - Meeting Point (1976)

Mit großen Schritten nähere ich mich dem 2.000. Besucher dieser Seite. Vor knapp neun Monaten, als ich diesen Blog mehr oder weniger als Beschäftigungstherapie ins Leben rief, dachte ich nicht, dass es nicht nur mir selbst, sondern auch anderen so viel Freude bereiten wird. Hoffentlich ist die Zeit der Lockdowns bald vorbei - für schlechte Musik lässt sich das definitiv nicht sagen ... dieses Themenfeld ist schier unerschöpflich.






MEETING POINT

A: Es ist ein Mensch (M & T: Wilton Kullmann)
B: This is a Man [Es ist ein Mensch] (M: Wilton Kullmann / engl. T: Howard Barnes)

1976, Linda, LIN S 4201
produziert von Robert Puschmann


Die Formation, die - wenn Anglizismen nicht damals bereits so populär gewesen wären - sonst womöglich "Treffpunkt" gehießen hätte, bestand von 1976 bis 1977. Soweit meine Recherchen es zulassen, wurde die Gruppe eigens für den Deutschen Vorentscheid zum Grand Prix d'Eurovision 1976 (heute: Eurovision Song Contest) von Robert Puschmann zusammengestellt. Die einzelnen Mitglieder kannte er vermutlich von bereits realisierten Schallplattenproduktionen oder durch Studiojobs.

Mitglieder, die zweifelsohne erkannt werden konnten, waren:
- Robert Puschmann alias Peter Stern (1939-2000, bürgerlich Peter Wischmann)
- Herlinde Grobe (* 1948) -> 1973 Single-Produktion mit Puschmann als "Angela Burg" (alle aufmerksamen Leser dieses Blogs erinnern sich mit Schrecken an ihren Guten-Morgen-Song!)
- Mark Ellis (* 1943, bürgerlich Volker Burkhardt)

Nach einer weiteren Single ("Montego Bay") war 1977 dann auch wieder Schluss damit und das Projekt verschwand wieder von der Bildfläche.

Das musikalische Schaffen von Wilton Kullmann (* 1926), das auf Schallplatte veröffentlicht wurde, ist leider recht überschaubar. Dazu gehören z. B. "Ich sag' 'No', Boy" (Mary Roos, 1964), "Umarme mich" (Terry Lamo, 1965), "Lass mich lieber geh'n" (Monia, 1967) und "Sonne, Wind und Meer" (Michel Polnareff, 1969) dazu.

Robert Puschmann war da deutlich erfolgreicher. Bekannte Titel von ihm sind "Es tut gut" (Siw Inger, 1972), "Komm doch zu mir" (Agnetha, 1972), "Michaela" (Bata Illic, 1972), "Ti-Lai-Lai-Li" (Danyel Gérard, 1973) oder "Vogel der Nacht" (Paola, 1979).

Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du
Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du

Es ist ein Mensch
Den die Mutter liebte
Ja, es ist ein Mensch
Der mit Kindern spielte
Es ist ein Mensch
Der vor Freude lachte
Ein Mensch
Der an and're dachte
Ja, es ist ein Mensch
Wenn man ihn umarmte
Es ist ein Mensch
Der einst Freunde hatte
Ein Mensch
Der in Freude lebte
Ja, es ist ein Mensch
Der das Glück ersehnte

Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du
Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du

Es ist ein Mensch
Der vom Sturm getrieben
Es ist ein Mensch
Dem ist nichts geblieben
Ja, es ist ein Mensch
Der am Boden kauert
Es ist ein Mensch
Der vor Kälte schauert
Ja, es ist ein Mensch
Den der Hunger peinigt
Es ist ein Mensch
Der nach Wasser dürstet
Es ist ein Mensch
Der im Elend leidet
Oh ja, es ist ein Mensch
Dessen Augen schweigen

Es ist ein Mensch
Der um Gnade bittet
Ja, es ist ein Mensch
Der vorm Grauen flüchtet
Es ist ein Mensch
Den die Ängste plagen
Ein Mensch
Den die Feinde schlagen
Es ist ein Mensch
Den die Fesseln schinden
Es ist ein Mensch
Der im Schmerz sich windet
Yeah, ein Mensch
Dessen Wunden bluten
Es ist ein Mensch
Den die Menschen töten

Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du
Hilf ihm, es ist ein Mensch wie du


Die Botschaft ist ja relativ simpel: Gelebtes miteinander. Frei nach dem Motto "Hilf und dir wird geholfen". Trotzdem ist diese rührselig anmutende Gospel-für-Arme-Nummer alles andere als eine gelungene Ode der (christlichen?) Nächstenliebe. Der Text bleibt plakativ und in seiner Oberflächlichkeit dann auch leider recht platt und banal, obwohl an sich recht harte Dinge angesprochen werden.
Während die erste Strophe noch recht brav daherkommt und eher das allgemeine kindliche Miteinander im Freundes- und Familienbund beschreibt, wird uns spätestens in der zweiten Strophe klar, dass diesem Menschen (ich möchte jetzt nur äußerst ungern auf die aktuelle Genderthematik eingehen und bin froh, dass ich in diesem Song auf etwaige * verzichten kann, da der/die HauptprotagonistIn die Hauptfigur zweifelsohne ein Mensch ist. Und der scheint so allerhand mitgemacht zu haben, was man selbst in seiner Heilen-Welt-Blase nur ungern am eigenen Leib spüren möchte. Das Ganze spitzt sich dann in der dritten Strophe noch weiter zu und endet in einem eher mäßig optimistischen Schlusschor.

Die erste und dritte Strophe wird übrigens von Robert Puschmann, die zweite von Mark Ellis gesungen. Die Damen und der Herr in grün sind schmückendes Beiwerk. Die Aussprache lässt stellenweise ein wenig zu wünschen übrig, obwohl alle deutschsprachig sind. Da kann man sich leicht verhören ("Der vor Frauen flüchtet", "Der im Schlaf sich windet" oder "Dessen Hoden bluten"). Von zwölf Teilnehmern landeten sie damit tatsächlich auf Platz 6.

Was man sich definitiv auf der Zunge zergehen lassen darf, sind die originellen zeltartigen Kostüme der Damen und die klare Farbgestaltung. Auf die Choreographie komme ich noch gesondert zu sprechen.
Wir stehen im Dunkeln, drehen uns um und dann stehen wir erstmal wie festgeklebt und regungslos am Platz, ehe wir die Hände fröhlich zum Himmel emporstrecken (im Yoga-Kurs würde das fast als halber Sonnengruß akzeptiert werden) - hierbei kommt übrigens die sackartige Schnittgestaltung der Damenroben besonders gut zum Tragen. Diese Kleider eignen sich auch ideal um Problemzonen oder ganze Schwangerschaften vollständig zu verstecken.
Für die Strophen kommt dann die überaus beliebte rechts-links-Schunkel-Choreo zum Einsatz (die aber nicht von allen Mitgliedern gleich enthusiastisch geführt wird!). Die gilt für alle außer für Robert Puschmann - der muss ja die Hauptstimme singen. Und das geht nur, wenn man apathisch und regungslos dasteht - zugegeben, ein paar Emotionen hätten da durchaus mit hineinfließen dürfen. Aber wir befinden uns ja erst in Strophe 1, da ist die Welt ja sozusagen noch in Ordnung.
Der nächste Richtungswechsel für den Refrain ging rund 20 Jahre später übrigens als "Startposition für Macarena" in die internationale Musikgeschichte ein. Der vorgetragene Song eignet sich aber weder als Sommerhit, noch als Dance-Challenge.
Mark Ellis' Interpretation von Strophe 2 bringt da deutlich mehr Emotionen mit hinein. Wenn auch die Schunkel-Choreo thematisch langsam zu irritieren beginnt. "Hey yeah, ein Mensch, der im Elend leidet", diese Stelle eignet sich doch besonders gut zum fröhlichen Mitwippen!
Für die dritte Strophe durfte sich Robert Puschmann dann aber netterweise doch bewegen und auch seine Stimme schlägt deutlich stärkere Töne an. Spätestens jetzt ist die Gaudi-Schunkelei aber nur noch peinlich und deplatziert. Wissen die nicht, was sie gerade singen? Hey, der Typ bittet um Gnade, hat Angst, wird zusammengeschlagen und am Ende getötet. Sollen wir ihm vielleicht helfen? Ja, lasst uns fröhlich für ihn tanzen! :P
Die Tanzeinlage ab 3:05 kann sich aber fürchte ich nur für eine Situation eignen: Regen herbeizuschwören (oder den Lichttechniker, die Scheinwerfer auszumachen).

Ja, heute war ich etwas streng mit dem Song. Vielleicht bin ich morgen wieder etwas gnädiger ;)

Donnerstag, 3. Dezember 2020

# 136 - "Lügen" - Goldie Ens (1972)

Das Spannende an früheren musikalischen Talentwettbewerben (alias Castingformaten) ist, dass reproduzierende Sänger eher in der Minderheit waren. Die meisten konnten und wollten nicht nur eigene Songs machen, sondern es war eine Art Teilnahmebedingung. Heute heißen diese Gestalten "Singer-Songwriter", damals waren es einfach Sänger, die eigene Musik machen wollten. Beeindruckend - heute schaffen es viele Kandidaten nicht einmal mehr selbstständig die Bodenmarkierung vor der DSDS-Jury zu finden ...
Allerdings gab es damals doch auch manche Entscheidungen, die man nicht verstehen konnte. Es gab nämlich dann auch noch beliebte Haus- und Hof-Schreiberlinge, die natürlich auch in irgendeiner Art und Weise befriedigt werden mussten. Und so gelangten dann auch ihre Lieder in diese Veranstaltungen und wurden den jungen Künstlern mit dem fröhlichen Motto "friss oder stirb" vorgesetzt. Und da gab es schon die eine oder andere "Krot" (dialektal für Kröte), die geschluckt werden musste ...



GOLDIE ENS

Lügen (Autor: unbekannt)

1972, nicht auf Schallplatte veröffentlicht


Die 1954 als Ursula Wratschko in Kapfenberg geborene Sängerin, besuchte die Handelsschule und studierte Musik in Salzburg. Bereits als Kind lernte sie zunächst Klavier und später Gitarre. Den Namen "Goldie" verpasste sie sich - in Anlehnung an Goldie Hawn - selbst. 1972 bewirbt sie sich bei dem von Ö3 und ORF initiierten bundesländerübergreifenden Talentwettbewerb "Show-Chance" und kommt bis ins Finale. Trotz eines eher eigenwilligen Songs erreicht sie Platz 5 und bekommt einen Plattenvertrag. Den Nachnamen "Ens" gibt es frei Haus dazu. 1973 erscheint ihre erste Single ("Meine Stadt"), mit Texten von Alfred Komarek. In weiterer Folge wird Lance Lumsden ihr Manager. Ihren Durchbruch erzielt sie 1974 mit der Single "Goodbye Joe". Fortan singt sie als eine der wenigen österreichischen Künstler(innen) nur noch englisch. Weitere erfolgreiche Titel waren "Tuesday" (1974), "Disco Baby" (1976, #18) und "Can I reach you" (1979).
Nachdem ein deutsches Album mit eigenen Texten nicht realisiert wurde, stieg sie Ende der 70er-Jahre aus dem Popgeschäft aus und ging nach Amerika. In den 80er-Jahren startete sie ein erfolgreiches Comeback in der damaligen Tschechoslowakei, wo sie mehrere Schallplatten veröffentlichte. Für ihr Album "This is my Love" (1983) erhielt sie sogar eine Goldene Schallplatte.
Goldie Ens, die heute Ursula Polster heißt, betreibt den "Wohnsalon P." im ersten Wiener Gemeindebezirk und steht noch gelegentlich als Einrichtungsberaterin im ORF vor der Kamera.


Glas zerbricht - war es nur Verseh'n?
Er sieht mich an, kann er versteh'n
Dass Zank und Streit keine Zukunft baut
Und deshalb nur die Trennung bleibt

Ich hab' versucht, tolerant zu sein
Doch einmal hab' auch ich genug
Einmal hab' auch ich genug
Die größte Liebe geht vorbei

Lügen zerstören was man Liebe nennt
Weil die Wahrheit immer siegen wird
Lügen zerstören was man Liebe nennt
Weil die Wahrheit immer siegen wird

Der Zug fährt ab
Und die Nacht umhüllt mein Sein
Die Frage bleibt
Ob ich ihm je verzeihen kann

Auch ich hab' Schuld, das muss ich eingesteh'n
Doch sicher liegt's nicht nur an mir
Wer Fehler macht, der zahlt dafür
Und wenn dabei das Glück zerbricht

Refrain


In diesem Fall verstehe ich ganz klar, warum es mir bis dato (nach über zehn Jahren!) nicht gelungen ist herauszufinden, wer für diesen Titel verantwortlich ist. Wäre ich die Person, ich würde alles daran setzen, dass das auch weiterhin so bleibt.
Also wer auf die Idee kommt, einer 17jährigen äußerst ansehnlichen jungen Frau so einen Titel zu verpassen wird sich mir vermutlich niemals erschließen. Zudem verdient der Song definitiv den ersten Preis in der Kategorie: "Sperrigste Refrain-Zeile aller Zeiten". 

Ihr habt aufgepasst? Es geht schon wieder um ein Beziehungsende! Wieder so ein Heini, der scheinbar mehrgleisig gefahren ist und dessen interner Spitzname vermutlich "Münchhausen" ist. Zudem hat er anscheinend nichts Besseres zu tun, als noch das gute alte Erbgeschirr zu zerdeppern, nur um über seine eigenen Fehltritte hinwegzutäuschen. 

Folgende Passage (ich habe übrigens aufgegeben herauszufinden, ob dieses Lied in irgendeiner Form ein Reimschema besitzt) finde ich übrigens besonders faszinierend:

Der Zug fährt ab 
Und die Nacht umhüllt mein Sein
Die Frage bleibt
Ob ich ihm je verzeihen kann

Dem Autor dieses Liedes kann man definitiv nicht verzeihen, dass die arme Goldie diesen Schmachtfetzen singen muss. Herzlichste Gratulation meinerseits, dass es so würdevoll schafft. Für den Autor hieß es hoffentlich auch: "Der Zug fährt ab" (nach Nirgendwo).



Das Goldie allerdings wirklich etwas (musikalisch) auf dem Kasten hat und zu recht als österreichische "Disco Queen" bezeichnet wurde, zeigen ihre späteren Titel, wie z. B. "Disco Baby". Hier beweist sie mit lebensbejahender Freude und Power, was so in ihr steckt. 
Für alle Zartbesaitete unter euch: Achtet nicht zu genau auf die Umgebung. Ich habe auch jedes Mal große Sorge, dass sie im schummrigen Kellergewölbe mit spärlicher Lichtzufuhr stolpert und rückwärts die Stiege runterfällt. (Spoiler: Es passiert zum Glück nichts!)

Dance, dance, dance, Disco Baby
Playing around at the Girls
Run, run, run, Disco Lover
I won't get caught in your Arms

You're Casanova
Oh Lady Killer
No time to Lover
Oh Casanova

Turn, turn, turn, Disco Baby
Sending Kisses away
Flash, flash, flash, Disco Baby
You can't win anyway

Refrain

Burn, burn, burn, burn, burn, you're a Liar
Burn, burn, burn, burn, burn, you're a Liar
Burn, burn, burn, burn, burn, you're a Liar
Burn your Lie
Burn your Lie
Burn

Fly, fly, fly, Disco Baby
Call me up every Day
Smile, smile, smile, Disco Baby
My Love won't change anyway

Refrain

You're a Liar, Baby
Keep on dancing, Baby
You're a Liar
You're a Liar
You're a Liar


Ab jetzt gibt's nur noch die Wahrheit, weil nur die Wahrheit siegen wird. Hoffen wir das Beste - auch für unsere Regierung ;)