Dienstag, 1. Dezember 2020

# 133 - "Ein Freund ging nach Amerika" - Musyl & Joseppa (1973)

Es gibt Tage, da überkommt einen das Fernweh. Da würde man am liebsten ganz weit weg, an einem fremden Ort sein. Gut - heute war eigentlich ein recht schöner, sonniger Tag. Wenn es -17 Grad hat, Nebel und der eisige Wind einem um die Ohren bläst, dann ist das "Träumen von Olivenbäumen" (oh weh, eine schreckliche Reminiszenz an einen früheren Blog-Eintrag!) definitiv realitätsnäher. Aber um ehrlich zu sein: Aktuell gibt es eh nicht wirklich einen anderen Ort, wo es so viel besser wäre ... zugegeben, die Karibik könnte ganz nett sein. Und dort gibt es sicher auch Masken, die gut zu Badehose und Bikini passen ;)



MUSYL & JOSEPPA

Ein Freund ging nach Amerika (M: Paul M. Musyl / T: Peter Rosegger)

1973, als Single und als Teil der LP "RoZZ" im Eigenverlag erschienen


Musyl & Joseppa bestand aus Paul M. Musyl (* 1946) und seiner Frau Joseppa (geboren als Ingrid Schleifer, 2015 verstorben). Die beiden lernten sich in den späten 60er-Jahre kennen. Obwohl beide aus Graz, verbrachte Joseppa den Großteil ihrer Kindheit und Jugend gemeinsam mit ihrer Familie in Afghanistan. Frisch nach Graz zurückgekehrt stieg sie mit ihrer Schwester Brigitte in Pauls Band "Pauli und wir" ein. Der Erfolg gab ihnen recht und sie traten im November 1969 sogar in legendären - von Peter Rapp moderierten - Jugendmusiksendung "Spotlight" auf.
Ab 1973 bildeten sie das Duo "Musyl & Joseppa", wobei sich Paul, Mathematik und virtuoser Gitarrist, ein wenig von der Bühne zurückzog und sich mehr auf das Komponieren konzentrierte. Im Fokus stand Joseppas ganz besondere Stimme. Gleich einer ihrer ersten Songs in dieser "Umbruchsphase" wurde zu einem heimlichen Hit - und dabei war es die Vertonung eines Gedichts von Peter Rosegger, "Ein Freund ging nach Amerika". In Eigenregie produzierten sie eine Single und das Album "RoZZ". Die 13.000 Singles verschenkten sie - vom Album wurden 1.000 Exemplare gepresst (Jahre später wurde es auch als CD wieder veröffentlicht). In den darauffolgenden Jahren folgen zwei weitere Alben: "Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen" (1981) und "Krach Ledernes" (1982).
1999 gewannen sie mit "No more War" den Peace Song Contest in Irland. Darüber hinaus sangen sie vor dem Papst und 100.000 Gläubigen sowie im Rahmen einer interreligiösen Meditation mit dem Dalai Lama. Die beiden prägten den Begriff "Weltmusik" im wörtlichsten Sinne, als er in unseren Breiten noch weitgehend unbekannt war. Bis 2010 betrieben sie (rund 30 Jahre lang) eine eigene Musikschule. Zuletzt arbeiteten sie gemeinsam an Joseppas erstem Solo-Album. Dies konnte nicht mehr fertiggestellt werden, da Joseppa nach kurzer schwerer Krankheit im März 2015 starb. Paul Musyl ist nach wie vor musikalisch tätig.

Ein Freund ging nach Amerika
Und schrieb vor einigen Lenzen
Schick mir Rosen aus Steiermark
Ich hab' eine Braut zu bekränzen

Und als vergangen war ein Jahr
Da kam ein Brieflein gelaufen
Schick mir Wasser aus Steiermark
Ich hab' ein Kindlein zu taufen

(Wiederholung)

Und wieder ein Jahr, da wollte der Freund
Ach, noch was anderes haben
Schick mir Erde aus Steiermark
Muss Weib und Kind begraben

Und so ersehnte der arme Mann
Auf fernsten, fremden Wegen
Für höchste Freud', für tiefstes Leid
Des Heimatlandes Segen

(Wiederholung)


Berührt. Nachdenklich. Gerührt. So bleibe ich zurück. Das Lied hat auch 47 Jahre nach ihrer Veröffentlichung nicht verloren. Und der Text Roseggers auch 140 (!) Jahre später ebenso wenig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen