Sonntag, 7. Juni 2020

# 81 - "Mama, ich muss Pipi" - Su Kramer & Sascha (1979)

So ... jetzt habe ich ENDLICH wieder aufgeholt und bin wieder "in time". Da heute Sonntag ist, muss das mit einem ganz besonderen "Machwerk" zelebriert werden, aber steht oder besser gesagt hört selbst:




SU KRAMER & SASCHA
A: Wir zwei sind frei (M: Su Kramer & Herbert Rehbein / T: Ernst Bader)
B: Mama, ich muss Pipi ([Mi scappa la Pipi - Pippo Franco ] (M: Pippo Franco / dt. T: Frank Dostal)

1979, Telefunken, 6.12503


Su Kramer wurde 1946 als Gudrun Kramer in Oldenburg geboren. Als Sängerin in Amateurbands sammelte die ausgebildete Erzieherin erste Erfahrungen. 
Aus 3.000 Bewerberinnen wurde sie für die Hauptrolle der Sheila in der deutschen Uraufführung des Musicals "Hair" gecasted. Innerhalb von 18 Monaten spielte sie diese Partie mehr als 500-mal. 
Eine Auskoppelung des Titels "Hare Krishna" - noch unter ihrem bürgerlichen Namen Gudrun Kramer - war ihre erste Single. 1970 veröffentlicht sie als Su Kramer "Eine Welt für uns beide". Ihr Debütalbum "Frei sein" 1971 wurde von 50 Musikjournalisten als "beste Produktion des Jahres" ausgezeichnet.
1971 wird sie mit dem Titel "Meine kleine Welt" beim Internationalen Songfestival im polnischen Zoppot Zweite. Im Jahr darauf bewarb sie sich mit "Glaub' an dich selbst" um eine Teilnahme am Grand Prix Eurovision, landete im Vorentscheid aber ebenfalls auf Platz zwei (Mary Roos vertrat schlussendlich Deutschland).
Ihren größten Charterfolg (#27) konnte sie 1974 mit dem Titel "Kinder der Liebe" verbuchen. "Hier ist das Leben" (sowie die englische Version "You've got the Power") wurde in 17 Ländern veröffentlicht und schaffte sogar #38 der Billboard-Disco-Charts.

"Sie ist die unkonventionellste der detuschen Schlagersängerinnen. Sie hat sich nicht imer nach dem gerichtet, was sie tun sollte, was man für sie vorgesehen hat. Das hat sie selbst entschieden. Und sie singt so ausdrucksvoll wie sonst selten eine deutsche Sängerin." (Ilja Richter)

Bis 1985 veröffentlichte sie noch regelmäßig Songs. Kramer hatte aber bereits in den 70er-Jahren begonnen, sich andere künstlerische Standbeine aufzubauen, so arbeitete sie als Verlegerin (1978 gründete sie den art-music Musikverlag) und Schauspielerin.
1979 stand sie beispielsweise als Spelunkenjenny in der "Dreigroschenoper" am Staatstheater Oldenburg auf der Bühne.

Sie ist nach wie vor musikalisch aktiv und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Songs (zuletzt 2018). Sie ist Mutter eines Sohnes (Alexander, * 1973) und lebt in Hamburg.


Su Kramer ist wirklich eine fantastische Sängerin, aber dieses Lied ist wirklich ... naja ... also selbst als Mutter ... schwierig. Der Text stammt übrigens wiedermal - wie so viele sonderbare skurrile Titel - von Frank Dostal.

Ja wir geh'n so gern ins Kino
Nur mein kleiner Sohn und ich
Cowboys kämpfen mit Indianern
Um Gold in der heißen Prärie
Doch wenn's grade richtig los geht
Kneift mich jemand in mein Knie

Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi, Mama
Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi, Mama

Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi
Mama, ich muss Pipi, Mama
Böse Geister raus aus mir
Oh es ist schon da

Manchmal geh'n wir auch zum Fußball
Jubeln laut bei jedem Schuss
Uns're Mannschaft muss gewinnen
Eine Minute vor Schluss
Beim entscheidenden Elfmeter
Sagt er mir, dass er mal muss

Refrain

Endlich ist mal wieder Jahrmarkt
Riesenradfahr'n, das ist schön
Langsam schweben wir nach oben
Uns're Gondel, die bleibt steh'n
Wunderschönes Panorama
Doch was muss ich da seh'n?

Refrain

Refrain

Nein, nicht schon wieder!

Mama, ich muss Pipi
Mama




So ... und jetzt einmal tiefdurchatmen. Su, Ex-Hippie und starke seriöse Sängerin, die zuvor so gut wie keine banalen Schlager im Repertoire hatte, liefert hier Trash erster Güte. Ich frage mich wirklich, wie das passieren konnte ...
Nun ja, jeder hat so seine Jugendsünden, aber dieser Song ist schon wirklich schwer zu verdauen (im wahrsten Sinn des Wortes). Armer Sascha, der war ja gerade erst sechs Jahre alt und konnte sich wohl am wenigsten dagegen wehren. Glücklicherweise haben sich Interkontinenz-Song bis heute nicht wirklich durchgesetzt. Es hätte aber auch schlimmer kommen können ... soweit ich weiß, haben Su und ihr Sohn diesen Song zumindest nicht im Fernsehen gesungen. Da sieht es mit dem Originalsänger Pippo Franco schon anders aus ... der schleppte mehr als ein Dutzend unschuldiger Kinder mit ins Fernsehen und ließ sie begeistert verkünden, dass sie gern pinkeln möchten! ;)




Vielleicht hilft es euch dabei, dass manche der eigenen Jugendsünden in der Retrospektive doch nicht so schlimm ist (verglichen zu dieser!) und das auch die eigenen Eltern manchmal doch nicht so peinlich waren ... Habt einen schönen Sonntag! :)

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