Donnerstag, 3. Dezember 2020

# 134 - "Adieu" - Marika Lichter (1968)

Nein, keine Sorge. Ihr bekommt heute kein französisches Chanson zu hören - wir haben ja noch immer "österreichische Wochen" ;)
Dafür habe ich heute einen Titel von einer Österreicherin ausgegraben, die man heute immer noch kennt - allerdings nicht mehr in erster Linie nur als Sängerin.




MARIKA LICHER

A: Adieu (M: Jack Grunsky / T: Andreas Miriflor = André Heller)
B: Erinnerung (M: Robert Opratko / T: Andreas Miriflor = André Heller)

1968, Amadeo, AVRS 21 534


Marika Lichter wurde 1949 als Mariza Lichter in Wien als Kind eine Polen und einer Ungarin geboren. Bereits als Kind erhielt sie Klavier- und Tanzunterricht, ab dem 14. Lebensjahr auch Gesang. 
Bereits als Jugendliche wird sie Mitglied der "Les Sabres", die großteils jüdische Folklore singen und veröffentlicht 1966 eine EP ("Schalom Alechem"). 1969 belegt sie bei der "Show-Chance" von ORF und Ö3 mit "Adieu" den dritten Platz. Zwischen 1968 und 1971 veröffentlicht sie mehrere Singles (u. a. "Luciana", "Dann wird es wieder schön sein", "Tu nicht so", "Ich hab' einen Kummer" und "Ungeküsst"). Zudem vertritt sie in dieser Zeit auch Österreich bei Songfestivals in Rio de Janeiro, Caracas, Mexico und Athen sowie sang in Gerhard Bronners legendärem "Cabaret Fledermaus".

Nach ihrem Opergesangsdiplom stand sie in zahlreichen Operettenproduktionen im Wiener Raimundtheater auf der Bühne, u. a. in "Die Fledermaus" (als Adele), "Der Graf von Luxemburg", "Viktoria und ihr Husar" oder "Wiener Blut" (als Franzi). Weitere Engagements waren unter an dem "Mayflower" (1978, Theater an der Wien), "Die Gräfin vom Naschmarkt" (1979, Theater an der Wien), "Les Misérables" (1988-1991, Raimundtheater), "Elisabeth" (1992, Tehater an der Wien), "Rebecca" (2007, Raimundtheater), "Non(n)sense" (2012-2013, Wiener Kammerspiele) und "Cabaret" (2019, New Stage Theatre Geislingen). Seit 2017 ist sie Intendantin des Musicalsommers Winzendorf.

Zudem gewann Marika Lichter 2005 die erste Staffel der ORF-Fernsehshow "Dancing Stars". Die 1991 gemeinsam mit Ingrid Windisch gegründete Künstleragentur trägt heute den Namen "Glanzlichter" und wird seit 1996 von ihr geführt. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist sie auch seit 1990 Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins "Wider die Gewalt".


Du warst irgendwo, mit irgendwem
Das hat man mir erzählt
Du belügst mich und betrügst mich
Das hat man mir erzählt

Und jetzt sitzt du neben mir
In deinen Augen spielt das Licht
Und es gibt noch Illusionen
Bis das letzte Wort zerbricht

Adieu, mehr kann ich dir nicht sagen
Dein Weg läuft weit, so weit von mir
Adieu, ich kann mich nicht beklagen
Es war eine wunderbare Zeit

Liebe fordert nicht, Liebe schenkt nur
Das hast du mir erzählt
Und du wüsstest schon wie man Träume lebt
Das hast du mir erzählt

Refrain

Refrain

Adieu


Das war er: Einer der ersten Fernsehauftritte der damals 19-jährigen Marika Lichter. Als Komponist fungierte Jack Grunsky, den Text steuerte der damalige Ö3-Discjockey Andreas Miriflor bei, der sich bald als André Heller auch international einen Namen machte. 

Was gibt es groß zu sagen? Ein schönes Chanson mit anspruchsvollem Text und guter Musik. Ansprechend arrangiert und live - mit der ORF-BigBand - vorgetragen.

Der Text selbst hat (leider) auch heute noch Gültigkeit. Da erfährt man nichts Böses ahnend - da noch immer rosarot-bebrillt - von der Untreue des Geliebten "und jetzt sitzt du neben mir - in deinen Augen spielt das Licht - und es gibt noch Illusionen bis das letzte Wort zerbricht" (Wow! Das ist wirklich eine äußerst treffende Beschreibung für diesen speziellen (und leider auch extrem beschissenen) Zustand, in dem man sich in so einer Situation befindet. Doch unsere Protagonistin kriegt glücklicherweise noch rechtzeitig die Kurve und gibt der treulosen Tomate den Laufpass - wenn sie sich auch ein bisschen zu ehrfürchtig, nicht beklagen kann, schließlich "war es eine wunderbare Zeit".
"Liebe fordert nicht, Liebe schenkt nur" ist übrigens eine äußerst nonchalant-formulierte Umschreibung für: "Ich darf immer und mit so vielen anderen Frauen Sex haben wie ich will - und du bleibst bei mir und beschwerst dich nicht und idealerweise wäschst du auch meine Wäsche, kochst für mich und kommst meinen sexuellen Grundbedürfnissen nach. Und sag gefälligst "Danke", dass ich dich auserkoren habe."

Manche Dinge ändern sich wohl leider nie. Das habe ich auch gerade nach ein paar Kurzschnitten aus der aktuellsten Folge der "Bachelorette" gelernt. Diese Typen gibt es immer noch ... Adieu Mondieu! :/

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