Donnerstag, 3. Dezember 2020

# 135 - "Die Weckuhr" - Stefanie (1982)

Was gibt es Schöneres, als sanft und zärtlich aus dem Schlaf gerissen zu werden. Wenn einem noch ganz verträumt die letzten kleinen Sandkörnchen aus den lahmen Augen auf den heißen Toast kullern, den der oder die Liebste, bereits ans Bett serviert hat. Tja. Schöne Traumvorstellung! Die Realität sieht da ganz anders aus - ich erinnere nur an die sadistischen Aufweckmethoden von "Radio Luxemburg" oder Tana Schanzara.
Das auch wir in Österreich da die eine oder andere Lösung gefunden haben, den Langschläfern den Garaus zu machen, beweist der heutige "Start in den Tag".



STEFANIE 

A: Die Weckuhr (M: Stefanie Vyhnak / T: Richard Leonhard)
B: Es is a Wahnsinn (M: Stefanie Vyhnak / T: Richard Leonhard)

1982, Lion Baby, LB 3537
produziert von Peter Lossack


Stefanie wurde 1949 als Stefanie Vyhnak in Niederösterreich geboren. Solange sie sich erinnern kann, hat sie gesungen. Das äußerst musikalische Kind, das mit einer Naturstimme gesegnet war, die sie selbst als Geschenk bzw. eine Art inneren Ruf ansah, lernte Gitarre und Barockflöte, sang im Kirchenchor und tingelte bereits als 15-Jährige allabendlich mit verschiedenen Bands durch die Gegend. Im Anschluss daran wechselte sie allerdings ins Klassikfach und übte sich als Koloratursopran, ehe sie aber wieder der Popmusik zuwandte. Knapp anderthalb Jahre war sie Mitglied der vierköpfigen Damengruppe "Soul Magics", mit denen sie zahlreiche Auftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz absolvierten. 1969 übersiedelt sie schließlich für zwei Jahre nach Amerika, wo sie als "Claudia" vor allem Soul und Jazz sang. Um sich über Wasser zu halten, arbeitete sie nebenbei als Serviererin.
1971 frisch aus Amerika zurückgekehrt, wurde Erich Kleinschuster auf sie aufmerksam. Erste Studioaufnahmen mit der ORF-BigBand, den Madcaps, Art Farmer, André Heller und Gipsy Love folgten. 1972 beteiligt sie sich an der "Show-Chance", dem legendären Talentwettbewerb von ORF und Ö3. Leider wurde in diesem Jahr das Reglement geändert und alle Solisten mussten deutsch singen, weshalb ihre wahnsinnig starke Eigenkomposition "Truth" in eine kryptische deutsche Fassung ("Ich such' die Wahrheit") gebracht wird. Trotz allem kann sie diesen Wettbewerb für sich entscheiden und gewinnt. Zwischen 1972 und 1983 erscheinen zahlreiche Single in insgesamt vier Sprachen - Balladen, Pop, Disco, Schlager und Dialekt. Stefanie ist nur schwer in eine Schublade zu stecken - doch das, was ihr am meisten liegen würde, Blues, Soul und Jazz, wird leider nicht mit ihr für die Schallplatte produziert. Veröffentlichte Titel waren beispielsweise "Lies for Sale" (1972), "Der Toni von St. Anton" (1975), "Kleine Plauderei" (1975), "I'm falling in Love again" (1975), "Mister Disco" (1977), "Meine Herr'n gestatten" (1982) und "I möcht' nur an Kuss" (1983).

Darüber hinaus ist sie auch öfters auf der Bühne zu sehen, beispielsweise in der Ballett-Komödie "Der Bauer als Edelmann" (1973, Wiener Burgtheater), "Candide" (1976, Wiener Burgtheater), "Cyrano de Bergerac" (1976, Volkstheater Wien), "Mayflower" (1977, Theater an der Wien) und "Valerie" (1985, Wiener Festwochen).
Stefanie sagte stets, wenn ihr etwas nicht passte. Das waren viele "mächtige Herren" in dieser Zeit nicht gewohnt. Irgendwann hatte Stefanie genug von leeren Versprechen und den ewigen Machtspielchen und kehrte dem Musikbusiness den Rücken zu und suchte sich einen "ordentlichen" Brotberuf. Rund 20 Jahre lang war sie Straßenbahnfahrerin in Wien, bis sie aufgrund einer schweren Krebserkrankung aufhören musste. Ihre Lebensfreude hatte sie bis zuletzt. Ich denke noch immer mit großer Freude an das bewegende Treffen mit ihr im Sommer 2012, ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Sie starb im Januar 2013 im Alter von nur 63 Jahren.


Jetzt ist Sense mit'n Schnorchn
Olle miasst's jetzt auf mi horch'n
Auf mi horch'n, olle miasst's jetzt auf mi horch'n
Bei dem Ton von meina Glock'n
Haut's an jed'n aus de Sock'n
Aus de Sock'n, haut's an jed'n aus de Sock'n
Na bei mir zittert sogar der Luster am Plafond
Glaubt's vielleicht ihr kummt's bei mir so leicht davon?

Mir scheint's jetzt hot's eich, hot's eich, hot's eich, hot's eich oba g'riss'n?
Hot's eich g'riss'n, no hot's eich oba g'rissn'n?
Ja hot's euch, hot's euch vielleicht g'stört?
Hot's euch g'stört, hot's euch vielleicht wirklich g'stört?

Jo, hobt's mi, hobt's mi endlich überriss'n?
Überriss'n, endlich überriss'n
I bin de Weckuhr, i bin de Weckuhr
I bin de Weckuhr, de ihr olle so gern hörts

Auße aus da worman Hapf'n
Eine in die kolt'n Schlapf'n
In die Schlapf'n, eine in die kolt'n Schlapf'n
Ja gemma's an, es Arme, 
Gemma, gemma in die Firma
Griana is nimma, gemma, gemma in die Firma
Heute wird es garantiert a ries'n Show
Denn erst die Arbeit macht den Menschen froh

Refrain


Habt einen schönen Start in den Tag! ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen