Freitag, 11. Dezember 2020

# 141 - "Ein Leben lang" - Joy Fleming (1974)

Ich mag den Dezember an sich sehr gerne. Der Ausklang eines langen, intensiven Jahres. 2020 ging es mir fast zu schnell. Gefühlt bin ich noch irgendwo im August. Aber auf der anderen Seite ist es für viele die Hoffnung groß, dieses eigenwillige Jahr schnellstmöglich abzuhaken und ad acta zu legen. Ob 2021 besser wird oder müssen wir uns jetzt ein Leben lang mit Corona aussetzen. Ach ja, ein Leben lang, ... was heißt das eigentlich?




JOY FLEMING

A: Rocktown [Black Sheep] (M: Stephen Stills / dt. T: Carl J. Schäuble)
B: Ein Leben lang [Life's too short] (M: Pete Wyoming Bender / dt. T: Carl J. Schäuble)

1974, Global Records, 22 543-3

Joy Fleming nahm beide Titel auch in englischer Sprache auf.


Joy Fleming wurde 1944 als Erna Raad in Rockenhausen geboren. Bereits als Teenager gewann sie Gesangswettbewerbe und sang anschließend - nach ihrer Lehre zur Verkäuferin - gemeinsam mit ihrer Schwester Jazz und Blues in Bars und Kneipen, wo hauptsächlich amerikanische Soldaten stationiert waren. 1966 gründete sie mit Freunden die Gruppe "Joy and the Hit Kids", die 1969 in "Joy Unlimited" umbenannt wurden. Ihr erster Auftritt im legendären "Talentschuppen" machte sie schlagartig bekannt - zahlreiche Schallplatten in englischer und deutscher Sprache folgten.
1971 setzte Joy Fleming ihre Karriere als Solosängerin fort und verbuchte mit dem "Neckarbrückenblues" (in Mannheimer Dialekt) einen großen Erfolg. 1975 vertrat sie Deutschland beim Eurovision Song Contest mit "Ein Lied kann eine Brücke sein", belegte allerdings nur den 17. Platz. Zwischen 1986 und 2002 versuchte sie noch dreimal den deutschen Vorentscheid für sich zu gewinnen.
Joy Fleming, die wohl zu recht als Deutschlands beste Soul- und Blues-Sängerin bezeichnet werden kann, war bis zu ihrem plötzlichen Tod 2017 musikalisch aktiv.
Bekannte Titel von ihr waren "What can I do without you?" (1967), "Daytime, Nighttime" (1968), "Neckarbrückenblues" (1972), "Halbblut" (# 38, 1974), "Ein Lied kann eine Brücke sein" (# 32, 1975), "Geld" (1975) oder "Ich sing' fer's Finanzamt" (1977).

Carl J. Schäuble (1933-2010) war ein bekannter deutscher Texter. Seine bekannteren Titel - neben den bisher angesprochenen - waren "Ein Hoch der Liebe" (Wencke Myhre, 1968), "Nuevo Lardeo" (Tony, 1970), "Geh' mit mir durch den Regenbogen" (Peter Horton, 1970), "Was ich tat, tat ich nur für Maria" (Oliver Bendt, 1971), "Hast du keine anderen Sorgen?" (Die Windows, 1973) oder "Bad, bad Leroy Brown" (Jerry Rix, 1974).


Ich schenk' mein Leben her
Als ob es gar nicht wär'
Ich leb' als hätt' ich tausend Leben

In jedem Augenblick
Verschwende ich ein Stück
Wofür hab' ich es hergegeben?

Ein Leben lang was heißt was schon?
Wie Wasser läuft die Zeit davon
Jede Antwort läuft mit ihr
Und nur die Fragen bleiben mir

Ein Leben lang was heißt das schon?
Die Träume schwimmen dir davon
Was dir dann noch übrig bleibt
Sag', ist das die Wirklichkeit?

Ich liege manchmal wach
Und denke daran
Was ich dir alles nicht gegeben

Verzeih', verzeih'
Was kann ich tun?
Ich hab' nur dieses eine Leben

Refrain


Wofür sind wir denn noch bereit zu leben und was ist uns wirklich wichtig? Und auf was sind wir eigentlich bereit zu verzichten - in unserem Wohlstand? Würde noch jemand sein Leben für jemanden oder etwas hergeben? Schwierige Frage. Aktuell scheitern wir stellenweise ja bereits an einem dünnen Stück Stoff.

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