Montag, 6. April 2020

# 19 - "Träumen von Olivenbäumen" - Mess (1982)

Wir starten in Corona-Woche #4 mit einem neuen Wochenspecial. Dieses Mal geht es um "Kulinarisches" (wenn ich auch die eine oder andere Coverversion natürlich nicht ausschließen kann ;))





MESS
A: Do-re-mi-fa-so oder so (M: Michael Mell = Michael Scheikl / T: Rudolf Spreitzer)
B: Träumen von Olivenbäumen (M: Michael Mell = Michael Scheikl / T: Hans Georg Hausner)

1982, Bellaphon 100-30-007

Textautor Hans Georg Hausner war in den 70er-Jahren übrigens auch Manager vom Wolfi und vom Schurli. In dieser Zeit schrieb er u. a. "A Mensch möcht' i bleib'n" (Wolfgang Ambros, 1974), "Zwickt's mi" (Wolfgang Ambros, 1975) und "Du mi a" (Georg Danzer, 1976).

Das Duo Mess, alias Lizzi & Fritz, alias Lizzi Engstler & Michael Mell, alias Elisabeth Engstler (* 1960) und Michael Scheikl (* 1957), erreichte 1982 Popularität, als die beiden ausgewählt wurden, Österreich beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Ihr Song "Sonntag" belegte zwar nur Platz 9, in Österreich waren sie aber wochenlang Nr. 1 der Charts.
Die beiden lernten sich 1980 bei Werbeaufnahmen im Studio kennen (und lieben). Ihre Beziehung hielt bis 1992.

Michael Scheikl war ehemaliger Sängerknabe und ab 1976 Mitglied der "One Family". Er ist bis heute musikalisch aktiv. 

Elisabeth Engstler ist ausgebildete Musicalsängerin und stand viele Jahre als Moderatorin im ORF - in den unterschiedlichsten Formaten - vor der Kamera. Aktuell (also nach Corona) ist sie im Musical "I am from Austria" zu sehen.

Allein für den Reim "Träumen von Olivenbäumen" muss es bereits Sonderpunkte geben! Poetischer könnte man diese Fernweh-Schmonzette, ihre zweite Single nach dem "Sonntagshit", kaum bezeichnen!

Auch dieser Sommer musste vorbei geh'n
Herrliche Stunden waren dabei
Lass hin und wieder die Uhr sich zurückdreh'n
Fliehe dem Alltag und träume dich frei


--> Was war das für ein Leben als es noch einen Sommer gab. Moment, wird in der dritten Zeile eine Ode an die Zeitumstellung gesungen? Zumindest waren herrliche Stunden dabei ... das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass es auch weniger herrliche gab ...

Träumen von Olivenbäumen
Erinnerung, du, gehst frei auf mich zu
Träumen von Olivenbäumen
Du, das Schönste von dem Traum bist du

--> Kitsch^10! (Wenn ich an meinen Urlaub zurückdenke, träume ich auch immer von Olivenbäumen. Selten von Meer, gutem Essen, Sandstrand oder der Liebsten. Aber schön, dass diese Person dann doch irgendwo hinter diesen Olivenbäumen verdeckt ist ... möglicherweise war sie ungünstig grün oder schwarz gekleidet? Immerhin kann ein Olivenbaum bis zu 20 Meter hoch werden!

Abends beim Rotwein, Fotos vom Urlaub
Erlebnis vom Menschsein kommt zurück von weit her
Nimm meine Hand und schließe die Augen
Ein Sommerstrand und rauschendes Meer


--> Äh, ja. Wer es schafft die zweite Verszeile zu entschlüsseln bekommt (nach Corona) ein Bier von mir dafür (ha, drei Reime!). Vom "Erlebnis Menschsein" habe ich in meinem bisherigen Feldversuch interessante Erkenntnisse hervorgebracht (z. B. das Geschirrspüler einräumen mehr Spaß macht als ausräumen). Hand nehmen und Augen schließen würde ich am Sommerstrand im rauschenden Meer allerdings nur bedingt empfehlen (vorausgesetzt, man kann schwimmen!). Sonst kann man leidenschaftliches Küssen schnell mit lebensnotweniger Mund-zu-Mund-Beatmung verwechseln. Und - mit Verlaub - seit wann reimt sich "Augen" auf "Urlaub"?

Refrain


Sag nicht: "Das hat keinen Sinn
Was war ist vorbei und dahin"
Ich habe mit dir erst zu leben gelernt
Was war, zeigt mir nur, was ich bin

--> oh, eine Beziehungskrise in der letzten Strophe? Damit konnte wirklich keiner rechnen. Und es macht auch keinen Sinn (mehr). Das Kind ist so oder so bereits in den Brunnen gefallen. Die Behauptung, dass sich "gelernt" auf irgendetwas reimt, lasse ich sogleich - verhärmt - unter den Teppich fallen. 

Gerade die letzten beiden Zeilen sind besonders philosophisch ... jetzt hat er endlich eine Person gefunden, mit der er "zu leben gelernt hat", und sie kontert mit einem zickigen "Was war, zeigt mir nur, was ich bin". Tja ... auf die würde ich bei einer lebensrettenden Maßnahme NICHT bauen, vielleicht stellt sie dabei ja gerade fest, dass sie ihren Selbstverwirklichungstrieb heute noch nicht genug ausgelebt hat ... und irgendwo auf der Welt, wird gerade die Leiche eines unglücklich-verliebten Mannes an den Strand gespült.

Refrain






Für diese Schmonzette gebe ich fünf von fünf Olivenbäumchen.

Wenn ihr wollt, könnt ihr davon träumen. Oder von entkernten Oliven auf Pizzen. Oder von Pizzen im Allgemeinen. Oder von Urlaub allgemein. Ja, das ist gut. Am Montag darf man noch relativ sentimental sein und hat noch genug Reserven über, ehe die Woche mitunter vielleicht wieder deprimierender wird. 
Habt einen schönen Tag, auch wenn ich - aufgrund von aktuellen Infos seitens der Regierung - bei meinem Leitsatz bleiben muss: #idontlikemondays

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