Sonntag, 15. November 2020

# 121 - "Adjutant of Love" - Chris Roberts & Ramona Wulf (1980)

2020 hat es definitiv in sich - in vielerlei Hinsicht. Und nun kam, was sich kaum verhindern ließ: Lockdown II. Allerdings für viele deutlich härter und gravierender als im März :/ ... 

Auch wenn ich mich dieses Mal nicht beschweren kann (und möchte) - im Unterschied zum Frühjahr darf ich aktuell arbeiten und das ist in momentan keine Selbstverständlichkeit! - so weiß ich doch, dass es für viele Menschen aktuell überhaupt keine einfache Zeit ist. Home-Office, Home-Schooling und Home-Beziehungsleben unter einen Hut zu bringen, erfordert viel Kraft, Energie und Geduld. Von Multitasking-Fähigkeiten möchte ich noch gar nicht sprechen. Und auch der psychische Druck darf nicht unterschätzt werden. Alltagssorgen und finanzielle (Existenz-)Ängste, maue Zukunftsperspektiven, fehlende Planungssicherung und das triste Novemberkleid verheißen gerade nicht viel Gutes.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, diesen Blog wieder zu reaktivieren, da ich doch immer wieder einige Zuschriften erhielt, dass sich einige Menschen daran erfreut haben. Und dass sie meine skurrile Musikauswahl, gepaart mit dem launigen Textgeplänkel, zumindest auf andere Gedanken und im Idealfall auch zum Lachen gebracht hat. Das ist zwar nicht viel, aber in Zeiten wie diesen kommt es auf jede Kleinigkeit an!

Ich weiß noch nicht, ob ich es täglich schaffen werde, einen Song zu posten, ich kann euch aber garantieren, das mein Vorrat noch schier uferlos ist und es zumindest daran nicht scheitern sollte! Haltet die Ohren steif und passt auf euch auf - und vor allem: Tut das, was euch gut tut und Freude bereitet.





CHRIS ROBERTS & ROMANA WULF

Adjutant of Love (M: Horst Hornung / T: Cedric Beatty & Chris Roberts)


1980, Jupiter Records, LP "Chris & Friends"
produziert von Chris Roberts


Ursprünglich wollte ich für meinen ersten Post nach der langen Pause einen ganz anderen Song auswählen, doch dann stolperte ich über dieses originelle Machwerk ... und dann gabs kein Halten mehr.

Chris Roberts (1944-2017) war einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Schlagersänger. Mit Songs wie "Die Maschen der Mädchen" (#8, 1969), "Ein Mädchen nach Maß" (#5, 1970), "Ich bin verliebt in die Liebe" (#3, 1970), "Mein Name ist Hase" (#10, 1971), "Hab' ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?" (#3, 1971), "Hab' Sonne im Herzen" (#9, 1972), "Du kannst nicht immer 17 sein" (#3, 1974), "Do you speak English?" (#14, 1976) oder "Wann liegen wir uns wieder in den Armen, Barbara?" (#11, 1977) belegte er wochenlang die deutschen Charts und kaum eine Musikshow oder Radiosendung kam ohne einen seiner Songs aus.
Bis zu seinem Tod trat er regelmäßig auf und veröffentlichte Songs. 

Englischsprachige Veröffentlichungen von ihm gibt es kaum. Kurioser Weise startete er aber 1967 mit "Baby's gone" seine Schallplattenkarriere (damals noch als Chris Robert). Für den australischen Markt veröffentlichte er 1974 eine englische Version von "Du kannst nicht immer 17 sein" ("Over and over"). Aus dem 1980 erschienen englischsprachigen Album "Chris & Friends" wurde die Single "Early Hours" ausgekoppelt.

Ramona Wulf (* 1954) war ab 1970 ein erfolgreiches Teenie-Idol und landete u. a. mit "Du - ich brauch was und das bist du" (# 35, 1970), "Alles was wir woll'n auf Erden" (#8, 1971) und "Lieber dich und kein Geld" (#34, 1972) Charterfolge. Nach einem Imagewechsel Mitte der 70er-Jahre landete sie als Mitglied der Gruppe Silver Convention einen Welthit ("Fly Robin fly") und vertrat in dieser Formation auch Deutschland beim Eurovision Song Contest. Ramona war mit Horst Hornung verheiratet, mit dem sie eine Tochter hat. Aus einer weiteren Ehe gehen zwei weitere Kinder hervor. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet seit 2010 als Heilpraktikerin.

Cedric Beatty arbeitete ab Mitte der 70er-Jahre mit Ralph Siegel und textete u. a. für Ramona Wulf, Antonia Rodriguez, Mustang und Norma Green.

Horst Hornung (* 1948) versuchte sich Anfang der 70er-Jahre selbst als Sänger, ehe er als Produzent und Autor größere Erfolge erzielen konnte. Er entdeckte u. a. Maggie Mae und Patricia Cramer und arbeitete für Penny McLean, Rex Gildo, Jürgen Drews oder Roy Black.




Seems to me you're hurt pretty bad
And to know he was only a liar
Times have changed, and the life that you led
Took away of your love desire

Oh oh, now I can see
You need an adjutant of love
(Ooh ooh ooh)
Oh, oh, now don't you see
I'll be your adjutant of love

Eins, zwei, drei, vier

(Help me, help me
I need an adjutant of love
Oh, I'm falling, I'm falling, falling
Be my adjutant of love)

I'll reach your heart like an open book
A Shakespearean comedy
But don't you fret, I'll leed you up off the hook
We'll rewrite this as a fantasy

Refrain

Eins, zwei, drei, vier

I'll be your cure
(You'll be my cure)
I'll be your cure
(You'll be my cure)
I'll be your adjutant of love


Was soll ich da noch groß sagen? So zärtlich wie Ramona ihrem "Adjutant of Love" "Help me" entgegen haucht, als ihr Chris souverän unter höchster Lebensgefahr seine Rettung anbietet. Da kann Ramona noch so lange fallen, er wird sie auffangen ... und "ihr Herz wie ein offenes Buch erreichen" (über die Qualität und Schmalzigkeit des Textes können wir gerne streiten!). Der Rest klingt tatsächlich wie aus einem Standard-Schundroman: Lügen, verletzte Gefühle, ein schwaches Frauenherz, Verwirrung und ein starkes Mannsbild. Als Cover hätte man durchaus auch ein gängiges "Highland"-Romanmotiv verwenden können. Ich glaube Frauen dieser Art freuen sich auch über jeden noch so dahergelaufenen Adjutanten, der sich ihnen in den Weg stellt und aus reiner Nächstenliebe sein Hemd zerreißt, um ihr voller aufrichtiger Liebesempfindung (#sarcasmoff) die gestählte Brust entgegenstreckt.
Hoffen wir, dass diese Rettung geglückt ist und Ramona nicht noch weiter "fällt", bevor die personifizierte Heilung eintritt. 
Der Song hat auf jeden Fall etwas und man würde niemals erwarten, dass dieser Typ, der da so lässig "I'll be your adjutant of love" tönt, tatsächlich Schlagerliebling Chris Roberts ist.

Ich hoffe, dass dieser Song heute eine echte "cure" ist und euch zumindest ein bisschen zum Schmunzeln oder Schunkeln angeregt hat. Ich warne euch gleich, dieser Song hat leider Ohrwurmqualität und wenn sich die eingängige Melodie erstmal breit gemacht hat, wird man sie so schnell nicht mehr los.

Wem wolltet ihr euch schon immer Mal als Adjutant vorstellen? Gibt es eigentlich ein Militär, das rein aus Liebe handelt? Gibt es als Steigerung vielleicht sogar den "Major of Passion" oder den "Soldier of Desire"? Wäre vermutlich weniger schrecklich, wenn statt der Säbel die Lenden glühen ... oh, ich schweife ab, Pardon! Ihr könnt diese Fragen ja in die kommende Woche mitnehmen. Ich mache derweil ein bisschen Training für die Brustmuskulatur, falls mir auf dem Weg zur Oper die eine oder andere holde Jungfer vor die Füße fällt ... man weiß ja nie ... schon gar nicht in den aktuellen Zeiten!

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