Sonntag, 29. November 2020

# 130 - "Der verliebte Prinz" - Jack Grunsky (1968)

Naja, das hat ja wirklich super geklappt, mit meinem Plan jeden Tag einen Song zu veröffentlichen. Im aktuellen Fall hatte ich tatsächlich eine gute Ausrede: Arbeit. Und die wurde (überraschenderweise) nicht weniger, da in den letzten Tagen tatsächlich mehrere Aufträge eintrudelten. Wie dem auch sei, das ist euch ja eher egal, denn ihr wollt doch nur das eine, oder? Nämlich einen schönen, originellen oder skurrilen Song, der euch den zweiten Lockdown versüßt. Et voilá, hier kommt wieder einer meiner absoluten Lieblingssongs (und das schon seit einigen Jahren):


JACK GRUNSKY

A: Der verliebte Prinz [The Prince in Love is me] (M: Jack Grunsky / dt. T: Margarita Frank)
B: Oh my Love, yes my Love [Oh my Love, yes my Love] (M: Peter J. Müller / dt. T: Margarita Frank)

1968, Amadeo, AVRS 21 521

Der 1945 in Graz geborene Jack Grunsky, lebte ab 1951 in Kanada, ehe er nach seinem Schulabschluss 1966 in seine österreichische Heimat zurückkehrte, um hier seine Musiker-Laufbahn fortzusetzen. Kurze Zeit später gründete er hier seine Band ("Jack's Angels") und unterschrieb im selben Jahr einen Plattenvertrag bei der Amadeo. Gemeinsam mit den anderen drei Mitgliedern Claudia Pohl (* 1948), Christoph Oberhuber und Herbert Wegscheider, die ursprünglich aus Linz stammten und in Wien studierten, entstand bald ein umfangreiches Repertoire, das auch zahlreiche Eigenkompositionen enthielt. Bis zur Auflösung 1968 wurden vier Alben veröffentlicht und einige Singles ausgekoppelt - auch außerhalb des Alpenlandes erreichte die Gruppe, die meist durch ihren dreistimmigen Gesang beeindruckte - vielversprechende Rezensionen. 
Jack Grunsky konzentrierte sich danach auf seine Solokarriere, komponierte beispielsweise "Catherine", womit André Heller 1970 einen Hit landen konnte, und moderierte auf Ö3 die Sendung "Folk mit Jack". 1974 verließ Grunsky Österreich und lebt seither wieder in Kanada, wo er bis heute musikalisch tätig ist - aktuell vor allem im Bereich anspruchsvoller Kindermusik.
Erfolgreiche Titel von Jack Grunsky als Solist waren z. B. "Train Station Blues" (1968), "Sally McGregor" (1968) und "Back Home to Canada" (1971).

Margarita Frank, die Autorin des deutschen Textes, war die damalige Freundin von Arthur Lauber, der sich später als Mitglied der Gruppe "Misthaufen" sowie als Komponist und Arrangeur in Österreich einen großen Namen machte. Leider wurde nur eine Handvoll ihrer Texte vertont. Ihr erfolgreichster Titel ist vermutlich "Orange", der sich zuerst von Brigitte Wall (1973) und 1982 von Wilfried zu einem Hit in Österreich avancierte.

Nun aber zum Song:

Ich bin eifersüchtig auf den Wind
Der mit deinen Haaren spielt
Der dich streichelt, dir die Augen küsst
Zärtlich deine Wangen kühlt

Ich bin eifersüchtig auf den Mond
Der in sanftem Traum dich wiegt
Silbern deine Augen schimmern lässt
Sich an deinen Körper schmiegt

Sing' es laut in alle Winde
Singe laut "Ich liebe dich"
Dann ist alles wie im Märchenland
Dein verliebter Prinz bin ich

Ich bin eifersüchtig auf den Tag
Der dir entgegen lacht
Der dich stundenlang umfangen hält
Jeden Schritt von dir bewacht

Ich bin eifersüchtig auf die Nacht
Die wie Liebe dich umhüllt
Dich in ihre weichen Arme nimmt
Jeden Wunschtraum dir erfüllt

Refrain

Wiederholung Strophe 1

Refrain

Refrain

Dein verliebter Prinz bin ich
Dein verliebter Prinz bin ich
Oh, oh, Julia



Und als Special hier die Originalversion:

Just a common day it was a common sun in the sky
And a very very common sea
I was walkin' on by the Lindi Bar
And there I saw you, my Queen
In your red dress spender (?) I recognized you
For haven't seen you quite a while
What a pleasant shock
To see you on this block
What surprise to see your smile

And there ain't no time to wonder why
No there ain't no time you'll see
And all the fears a fairytale
And the prince in love is me

Well before I could up to the sound of lips
We were struggling away from the crowd
Up the narrow streets to the Schlosscafe
You can tell by my eyes I was proud

And the things she said they went to my head
And her laughter could heal anything
When she looked into my eyes and smiled
I could have kissed her again and again

Refrain

Than we went to the movies to see a fine film 
And ... was playing a ...
And her candybag was a cracklin' loud
While the romance contradicted ...

Than she had to go, I took her home
And I can still feel her tender hand
Something's force in me, to set me free
Captain Julie entering Coconut Island

Refrain

The prince in love is me
The prince in love is me
Oh, oh, Julie



Zuallererst: Ich finde beide Versionen - jede für sich - sehr schön. Vor allem beeindruckt es mich, wie absolut unterschiedlich sie in ihrer Aussage und meiner Ansicht nach in ihrer Interpretation sind.

Die deutsche Version würde ich da definitiv als eigenständiges Werk betrachten, da sie inhaltlich doch einen großen Schritt weitergeht, als das englischsprachige Original. Hier ist sich der Protagonist ja eigentlich bereits seiner Auserwählten sicher und versucht sie mit allen Mitteln vor "äußerlichen Angriffen" zu verteidigen. Und man kann es dem jungen Jack nicht verübeln, dass man durchaus zwischendurch ein kleines Schmunzeln raushört, wenn ihm die eigene Eifersucht in dem Moment bewusst wird. Aber so ist es einfach, wenn man (jung) verliebt ist.

Mir gefällt die blumige Sprache, die Margarita Frank für diesen Titel findet, die dabei hilft, klare (durchaus sinnliche) Bilder zu imaginieren, ohne sich dabei (was durchaus eine Gefahr wäre) in billigem Kitsch zu verlieren. Und man kann die Freude und Erleichterung direkt spüren, die im Refrain förmlich aus ihm heraussprudelt, wenn ihm seine Geliebte doch die magischen drei Worte zuruft. 

Ich persönlich mag vor allem diese Passage:

Ich bin eifersüchtig auf den Mond
Der in sanftem Traum dich wiegt
Silbern deine Augen schimmern lässt
Sich an deinen Körper schmiegt

- Kommen wir nun für die Rezension auch zur Betrachtung des englischsprachigen Originals. Zuallererst bin ich baff, wie viel mehr Text Jack in diesem Song unterbringt.
Nun aber inhaltlich: Die englische Version startet ein paar Schritte vorher und beschreibt einen ganz gewöhnlichen Tag (spielt übrigens in Linz) im Leben unseres Protagonisten, an dem zunächst nichts besonders oder außergewöhnlich scheint, bis ihm eine junge Frau - das erklärte Objekt seiner Begierde - über den Weg läuft und ihn anlächelt. Dieser Song widmet sich deutlich mehr der inneren Gefühlsachterbahn - zwischen Hoffen und Bangen, Mut und Übermut. Eigentlich wäre es doch ganz einfach, sie anzusprechen und am Ende wär's kinderleicht und sämtliche Ängste unbegründet. Doch so leicht ist es ja (leider) in diesen Situationen nicht. Meist arbeitet das Kopfkino viel zu stark mit und die Angst - vor allem als Mann - einen Korb zu bekommen, vereitelt so manche potentielle Liebelei. 
Doch in der zweiten Strophe erkennt man schon viel stärker, dass seine Gefühle so stark sind, dass er eh nicht mehr richtig denken kann. Ein mitunter durchaus positiver Effekt, der uns ermöglicht, unseren Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich dadurch auch verwundbar zu zeigen.
Nach dem Kinobesuch bringt er sie noch nach Hause und dann kennen die Gefühle kein Halten mehr. In diesem Fall würde ich definitiv auf ein Happy-End zwischen ihm und Julie schließen.

Ach, das war jetzt schön. Oder fandet ihr das ein bisschen zu kitschig? Zugegeben, Liebe wie im Märchen gibt es ja heute leider nur noch selten. Tinderellas Prinz muss da schon definitiv einiges mehr auf dem Kasten haben. Das Schwert sollte aber vor dem ersten Treffen bitte doch noch gut verpackt bleiben - außer man möchte sich selbst gerne vorzeitig aus dem Rennen nehmen.

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