Montag, 23. November 2020

# 126 - "Rab-da-da-dab" - Martin Mann (1973)

Ich weiß, die anspruchsvollen Worte von Kristin Bauer-Horn gestern waren ein bisschen zu ernsthaft - vor allem an einem Sonntag. Ich gelobe Besserung für den Start in die Woche und habe sogleich ein eher dadaistisch-anmutendes prosaisch-lyrisches Musikstück ausgegraben. Wohl bekommt's!




MARTIN MANN

A: Rab-da-da-dab (M: Martin Mann / T: Jean Frankfurter & Michael Holm)
B: Goodbye Marie (M: Mal Sondock / T: Michael Holm)

1973, Decca, D 29 208
produziert von Michael Holm

Treuen LeserInnen wird der Herr auf dem Singlecover vermutlich noch von seiner glorreichen Performance einer Albert-Hammond-Coverversion in Erinnerung sein (# 14).
Martin Mann alias Mario Löprich (* 1944 in Wien) begann seine Musikkarriere 1960 mit dem Titel "Wann hast du Geburtstag?" (damals noch unter dem Pseudonym Mario Loss). Bis 1964 folgten vier weitere Schallplatten bei insgesamt drei Plattenfirmen. Er studierte Musik und nahm Schauspiel- und Tanzunterricht, ehe 1969 Michael Holm (der parallel gerade mit "Mendocino" einen Riesenhit gelandet hatte) auf den jungen Sänger mit dem Schnäuzer aufmerksam wurde und ihn unter seine Fittiche nahm.
In den Folgejahren folgten einige Hits, wie z. B. "Cecilia" (# 38, 1970), "Meilenweit" (# 8, 1971), "Heut' ist mir alles egal" (# 36, 1971), "Strohblumen" (# 41, 1977) oder "Memories" (# 69, 1980).
In dieser Zeit war er aber nicht nur als Interpret, sondern auch als Komponist und Autor tätig, so z. B. für Tony Marshall, Jürgen Marcus, Tina York, Chris Roberts, Roland Kaiser, Rex Gildo, Ingrid Peters, Nicole oder Roberto Blanco.


Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Heut' wird getanzt und geküsst wie noch nie
Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Süß ist der Wein und der geht in die Knie

Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Ich weiß ein Spiel und ich hab' Fantasie, oh
Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Bleib' noch uns ruft schon der Hahn morgen früh

Hell war das ganze Haus
Voll Musik und Tanz
Ich stand davor als ein Fremder

Da kam ein Mädchen raus
Nahm mich bei der Hand
Sagte: "Komm herein, ich lad dich ein"

Wir singen
Refrain

Mädchen, ich hab' dich gern
Deinen roten Mund
Deine gold'nen Haare

Wenn du nicht schüchtern bist
Werden wir ein Paar
Und wir singen noch so manches Jahr wie heute

Refrain

Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Ich weiß ein Spiel und ich hab' Fantasie, oh
Rab-da-da-dab, Rab-da-da-di
Bleib' noch uns ruft schon der Hahn morgen früh
 

Ob Rabdadadab und Rabdadadi ein Paar sind? Möglicherweise sind sie die Hauptdarsteller in einem ganz berühmten Bollywood-Film (vermutlich mit Shah Rukh Khan - nein, nicht Shir Khan aus dem Dschungelbuch :P).
Fraglich ist aber ob den beiden nicht besser zu raten gewesen wäre, bei der körperlichen Ertüchtigung (vgl. tanzen) auf alkoholische Beiwerke (süßen Wein) zu verzichten. Knieprobleme sind nie förderlich (am wenigsten, wenn man hauptberuflich Bollywood-Schauspieler ist). Um welches Spiel es hierbei geht, meine ich aber bereits zu erahnen. Ich nehme an, dass in diesem Fall eher Bettakrobatik eine Rolle spielt - vor allem wenn man das ländliche Ambiente (inklusive Bio-Wecker, vgl. Hahn) mit einbezieht. 

Dennoch muss man sich gewisse Phrasen dieses romantischen Songs doch genauer auf der Zunge zergehen lassen:

Hell war das ganze Haus
Voll Musik und Tanz
Ich stand davor als ein Fremder

Da kam ein Mädchen raus
Nahm mich bei der Hand
Sagte: "Komm herein, ich lad dich ein"

Das hätten wohl weder Heine noch Schiller romantischer ausdrücken können. 
Wir fassen zusammen: die Hausbesitzer müssen Geld haben, da sie die Stromrechnung bezahlen können. Indoor findet eine Party mit etwaiger Damenwahl statt, nur unser Hauptprotagonist ist zu diesem launigen Party-Happening nicht eingeladen. Glück im Unglück: Eine der Damen macht grad Rauchpause (oder muss austreten, weil indoor alle stillen Örtchen besetzt sind?) und erwischt den kleinen Knilch beim Spannen durch das Wohnzimmerfenster. Na das gibt aber ein Hallo!

Und der junge Mann kommt gleich zur Sache: Nach der braven Anführung der ins Auge stechenden Attribute (Mund, Haare), engagiert er sie gleich als Lebensabschnittspartnerin auf Dauer - aber nur unter der Voraussetzung, dass sie "nicht schüchtern" ist. Sagt genau der Richtige. Wer hat hier nochmal die Initiative übernommen, als der feine Herr zu feige war, an der Tür zu klingeln? Genau ...

Martin Mann hatte in den frühen 70er-Jahren anscheinend ein großes Faible für enge Kleidung. Auch dieses Outfit erweckt den Eindruck, als hätte man ihm die Kleider förmlich auf den Körper genäht. Hochachtung, dass hier atmen und (!) singen gleichermaßen möglich ist. Ich glaube übrigens, dass es sich tatsächlich um Hose und Weste handelt - auch wenn ich ihm durchaus einen Einteiler zutrauen würde. 
Bei 0:47 stellt man allerdings fest, dass bestimmte Dinge nicht so leicht durchführbar sind (spontanes hinsetzen beispielsweise).
Besonders schön ist der Moment, als er ganz "improvisiert" (bestimmt ...) auf die Idee kommt, eine holde Jungfer aus dem Publikum zum Tanz aufzufordern. Anscheinend hat er sich aber so aus der Fassung gegroovt, dass er bei 2:20 falsch abbiegt und dann die heiße Mieze aus der ersten Reihe holt. In Bezug auf Outfit und Frisur könnte es sich allerdings auch um seine Mutter handeln. Ich habe ja schon öfter angeführt, wie großartig ich das unrhythmische Mitklatschen in deutschen Musiksendungen dieser Zeit finde - aber wie "taktlos" besagte Dame ihr Tanzbein schwingt (und ganz ehrlich: diese Choreo ist wirklich nicht anspruchsvoll), ist einmalig! Besser hätte man es auch nicht in der Dorfdiscokaschemme von Castrop-Rauxel erleben können. Wobei mir vorkommt, dass ich kürzlich bei "Let's dance" eine ähnliche Choreographie mit Höchstpunktebewertung gesehen habe. Aber ich kann mich auch getäuscht haben, da mich die erotischen Reize von Martin ... äh ... Lady in Red doch zu sehr aus der Fassung gebracht haben. 

So, jetzt hör' ich aber auf, sonst muss ich auf FSK 18 umstellen :P

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