Samstag, 28. März 2020

# 10 - "Eins, zwei, drei" - Nina Lizell (1976)

Okay, jetzt ist es offensichtlich. Ja, mir macht das Entdecken deutscher Coverversionen einfach viel zu großen Spaß. Dadurch lege ich jetzt offiziell (damit mein schlechtes Gewissen sich wieder schlafen legen kann) den Schwerpunkt für die nächste Zeit auf deutsche Coverversionen.
Ob ich damit dem deutschen Schlager einen guten Dienst erweise? Tja ... ;) Ich frag mal Herrn Kliebenstein, der weiß das sicher. Siehe dazu den gestrigen Post



NINA LIZELL
A: Eins, zwei, drei [Un, deux, trois - Catherine Ferry] (M: Jean-Paul Cara & Antoine Rallo / dt. T: Jörg von Schenckendorff)
B: Ich kann dir nur Liebe geben (M: Ralph Siegel / T: Kurt Hertha)

1976, Jupiter Records 16 762 AT
produziert von Ralph Siegel


Es war 1976 als sich das Leben der 23jährigen Catherine Ferry aus Frankreich von einem Tag auf den anderen schlagartig änderte: Zweiter Platz beim Grand Prix d'Eurovision (die damalige Bezeichnung des Eurovision Song Contests) in Den Haag. Das beste Ergebnis Frankreichs seit dem Sieg von 1969 - ehe sie ein Jahr später mit Marie Myriam wieder am Siegertreppchen stehen.

Doch hat ein Lied, das die romantische Adaption eines Kinder-Abzählreims Berechtigung an so einer Veranstaltung teilzunehmen? Nun ja, warum nicht. Der Grand Prix war damals kein Sängerwettbewerb, sondern eigentlich ein Wettbewerb für Komponisten und Texter. In diesem Sinne haben sie ihre Aufgabe zufriedenstellend erledigt, einen Song zu schreiben, der eingängig und unterhaltsam ist.
Und bei allem Respekt: Selbst ein eher einfaches Schlagerchen (der Vorteil an der französischen Sprache ist, dass viele diese nicht beherrschen und dadurch den eher nichts-sagenden Text in Originalsprache nicht verstehen - und auf französisch klingt - merdé - doch fast alles besser ;)) wirkt ganz anders, wenn es live mit einem großen Orchester - unter der Stabführung des Komponisten (!!), welcher ESC-Komponist wäre heute dazu noch in der Lage? - vorgetragen wird (einen Extrabonus an die vier Backgroundboys für die perfekten clapping hands).




Und so dachte sich wohl auch Ralph Siegel, dessen eigener Song-Contest-Beitrag "Sing sang Song" (im Vorjahr hatte übrigens die niederländische Band Teach-in mit dem literarisch anspruchsvollen #sarcasmoff "Ding-a-Dong" gewonnen) nur auf Platz 15 (von 18!) landete, davon müssen wir eine deutsche Coverversion machen!

Ob dann allerdings die von Nina Lizell oder jene von Catherine Ferry selbst schneller am Markt war, konnte ich auf die Schnelle nicht eruieren.

Nina Lizell (* 1944) ist etwas einzigartiges in ihrer Karriere gelungen: sie war in den 60er- und 70er-Jahren sowohl in Westdeutschland als auch der DDR eine höchsterfolgreiche Sängerin mit zahlreichen Plattenaufnahmen und Fernsehsendungen.
Hits waren beispielsweise "Ein kleiner Teufel steckt in dir" (BRD, 1970), "Rauchen im Wald ist verboten" (DDR, 1969) oder "Der Mann mit dem Panamahut" (DDR, 1973). Es gibt auch ein recht bekanntes Duett mit ihr und Lee "Summer Wine" Hazlewood.

Nina Lizell startete mit dieser Coverversion ein kleines Comeback, sie war zwar nie ganz weg, aber trotzdem war es für die Sängerin, die kurz zuvor ein Kind bekommen hat, eine gute Möglichkeit - idealerweise - wieder einen Hit zu landen.

Es brachte ihr zumindest einen Auftritt in der legendären Samstagabendmusiksendung, der ZDF-Hitparade, ein. Doch sie konnte sich damit leider nicht unter den besten vier platzieren. 

Eins, zwei, drei
Woran denkst du dabei?
Fällt es dir wieder ein
Unser Spiel, das wir als Kinder spielten

Eins, zwei, drei
Wie ein Vogel so frei
Will ich leben mit dir
Wir spielen

Eene, Eene, Meene, Muh
Eene, Meene, raus bist du
Damals dachten wir noch nicht daran
Das mit diesem Spiel das Glück begann

Eene, Eene, Meene, Muh
Heute sag ich "I love you"
Dieses Spiel soll nie zu Ende geh'n
Denn mit dir ist Liebe erst schön

Eins, zwei, drei
Jeder Tag geht vorbei
Doch die Stunden mit dir
Sind für mich mehr als nur Erinnerungen

Eins, zwei, drei
Wie ein Vogel so frei
Will ich leben mit dir
Wir spielen


Refrain ...


Auch heute spare ich es mir näher auf den wirklich sehr beliebigen Text einzugehen. Man muss wirklich eine gute und professionelle Sängerin sein, um auch so ein seichtes Schlagerchen adäquat zu präsentieren. Im Fernsehen legt sich Nina, inzwischen 32 Jahre alt, in dem pinken Fransenkleid immerhin voll ins Zeug und mit dem schwedischen Akzent klingt es gleich noch süßer - dachten sich damals sicher auch so manche Zuseher (vor allem der bei Minute 1:35 ist von Nina mehr als nur entzückt!). 




Eene-Eene-Meene-Muh eignet sich übrigens auch großartig als Abzählreim für unliebsame Hausarbeiten (z. B. muss die auserwählte Person den Müll runter bringen oder den Geschirrspüler ausräumen). Lebt man allein, ... tja ... dann ist man in dieser Hinsicht eigentlich immer der Verlierer ;) muss aber zumindest keinen fremden Dreck wegräumen!

Ich gebe fünf von fünf Zahlen, damit Nina beweisen kann, dass sie deutlich weiter als nur bis drei zählen kann!

Schönes Wochenende ... eene ... eene ... meene ... super, jetzt hab ich einen Ohrwurm :/

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