Sonntag, 22. März 2020

# 4 - "Poing! Poing! Poing!" - Mona & Lisa (1973)

Ein halbsonniger Sonntag im Spätmärz. Vor lauter Corona-Hysterie haben wir alle doch glatt den Frühlingsbeginn (20. März) verschlafen! Und wofür ist der Frühling noch bekannt - außer Panikattacken bei Pollenallergikern? - geeeenau: Frühlingsgefühle!

Und heute hab ich einen Song für euch, der ist aber sowas von voll mit Frühlingsgefühlen - der reicht locker für drei!



MONA & LISA
A: Poing! Poing! Poing [Poing, Poing, Poing - Irwin Goodman] (M: Irwin Goodman / dt. T: Günter Loose)
B: Amors Halali (M: Trad. bearbeitet von Walter Fitz / T: Ina Raffely)

1973 / Philips, 6003 317


Hinter diesem Duo mit dem kunstvollen Namen "Mona & Lisa" stecken allerdings keine musikalischen Eintagsfliegen, wie sonst so oft, sondern die Schauspielerinnen Mona Freiberg (* 1950 als Ursula Freiberger) und Lisa Fitz (* 1951). Letztere ist heute nach wie vor als Kabarettistin bekannt. Mona Freiberg hat sich seit 1970 dem Volksschauspiel verschrieben und ist bis heute aktiv - seit 1984 leitet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann das Chiemgauer Volkstheater, das erfolgreich durch ganz Bayern tourt.

Ob Mona als Duettpartnerin allerdings aufgrund ihrer Gesangskünste oder des passenden Künstlernamen ausgewählt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. ;)

Doch kommen wir nun zu dem großartigen musikalischen Machwerk! Aber was ist eigentlich mit diesem liebreizenden "Poing! Poing! Poing!" gemeint? Meine erste Assoziation dafür wäre, die kunstvoll musikalische Untermalung, wenn jemand - beim Versuch Kartoffeln aus dem Keller zu holen - laut polternd die Kellertreppe runterfällt. (Allen zartbeseiteten LeserInnen, ein herzliches "Pardon" an dieser Stelle!)

Tatsächlich beschreibt Günter Loose damit den Herzschlag. Natürlich! Was denn auch sonst!? Soweit meine Google-Translate-Künste stimmen, handelt das Original auch davon ;)

Sieht man sich das deutschsprachige Schlagergeschäft aber genauer an, dann wird man feststellen, dass "Poing! Poing! Poing!" eine wahre Revolution in der akustischen Beschreibung romantischer Herz-Rhythmus-Störungen ist. Beispiele gefällig?


Das Herz der Welt (Pom, Pom) – Suzanne Doucet (1973)
Doktor, mein Herz macht na-na-na – Peggy March (1970)
Ein Mann und eine Frau (Mein Herz macht Schabbadabbada) – Wyn & Andrea (1976)
Mein Herz macht Ding-a-Ling – Daisy Door (1970)
Mein Herz schlägt Daba-Daba-Dab – Cornelia Froboess (1967)
Mein Herz schlägt im Polkatakt – Das Hellberg Duo (1976)
Schon wieder macht mein Herz Bump-Bump – Fredi & Friends (1976)

Sie sehen, zwischen 1967 und 1976 war es durchaus wichtig, regelmäßig über Herztöne zu singen! 
Nun fragen Sie sich aber vermutlich - wenn Sie aufmerksam gelesen haben - warum brauchte der für die Analyse des Originaltextes "Google-Translate". Die meisten Popsongs, die im deutschsprachigen Raum gecovert wurden, sind doch von englischsprachigen Sängern. Und sorry, aber der Sänger und Komponist heißt doch auch Irwin Goodman. Wo soll der denn herkommen? Richtig! Aus Finnland. Irwin Goodman alias Antti Yrjö Hammarberg (1943-1991) war ein finnischer Singer-Songwriter, der vor allem für seine politischen und gesellschaftskritischen Songs bekannt war. Aber auch finanzielle Probleme und Alkohol waren häufig Teil seiner Musik. Letzterem fiel er auch zum Opfer und starb mit 47 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Leben wurde übrigens in Finnland verfilmt.

Und nun kommen wir zu diesem Lied - das allerdings weder politisch noch gesellschaftskritisch noch (vordergründig) mit Alkohol zu tun hat. Gleich der Beginn (der dann noch zahllos als Refrain wiederhol wird) fräst sich bereits derart ins Hirn, das man sich - nach Genuss dieses Liedes - noch tagelang dabei erwischt, dies lautstark beim Badezimmerputzen oder Entkalken des Duschkopfes zu grölen.

Po-po-po-poing, poing po-poo-poing

Po-po-po-poing, poing po-poo-poing

Po-po-po-poing, poing po-poo-poing

Po-po-po-poing, poing po-poo-poing

Mehr braucht man von diesem Song eigentlich nicht zu kennen, um nicht schon restlos begeistert zu sein! 🥰

Ich weiß nicht was ist nur gescheh'n
Ich kann mich selber gar nicht mehr versteh'n
Mein Puls geht schneller, wenn ich dich nur seh'
Und außerdem tut mir der Kopf so weh


Mmmmh ... vielleicht geht es doch um Alkohol !?

Mein Doktor sprach: "Der Fall ist schwer
da müssen zentnerweise Pillen her!"
Doch ganz egal, was er mir auch verschrieb
Es war ein Jammer, dieses Leiden blieb

Schlicht und einfach tragisch!

Ich mache täglich Yoga und trink Tee
Doch ich weiß, mir fehlt nur deine Näh'

Da sehen wir es: der asketische Lebensstil bewirkt doch einiges. Scheiß aufs Medizinstudium und die Empfehlung des Arztes. Wir wissen doch selber ganz genau was uns fehlt! Und zwar den Liebsten in der Nähe zum Pimp... äh ... Fick ... äh ... Reden! Ja, genau.

Denn im schlimmsten Fall passiert dann nämlich folgendes:

Nein, nein, ich finde einfach keine Ruh'
Mein Herz es schlägt im falschen Takt dazu


Soweit dürfen wir es auf keinen Fall kommen lassen! Wenn unser Herz nun auch noch unrhythmisch gegen den Beat der Musik ankämpft, sind wir verloren (das erklärt allerdings vielleicht, warum Menschen in Musiksendungen immer so unterschiedlich und sonderbar mitklatschen!)

Leg ich beim Tanz den Arm um dich
dann spüre ich, das ist so gut für mich
dann brauch ich keinen Tropfen Medizin
weil ich mit einem Male glücklich bin

Die Pharmaindustrie hätte allerlei Grund dieses Lied zu verhindern. Körperkontakt soll Herzrhythmusstörungen verhindern? Gut. Ein gewisser Jesus von Nazareth hat vor ein paar Jahren mit Handauflegen Wunder vollbracht, aber ob das der Freund von Mona und Lisa auch kann!?

Doch lässt du mich nur einmal kurz allein
dann setzt das dumme Leiden wieder ein

Da haben wir es! Rätsel gelöst! Partner/in einfach nicht allein lassen. In Zeiten von Corona ist das durchaus leicht. Wenn man das Haus nicht verlassen darf, sind Seitensprünge auch viel schwerer realisierbar.






Ich gebe fünf von fünf Herzschlägen für diese musikalische Perle!

Die Aufgabe für heute lautet: Hören Sie mal ganz genau in sich hinein. Ungefähr so lange, bis sie Ihren Herzschlag hören. Wenn Sie ihn hören, versuchen Sie diesen verbal zu beschreiben. Die oben angeführte Liste enthält mögliche Beschreibungen, die Ihnen dabei helfen können. Sollten Sie das Gefühl haben, dass es im Polkatakt schlägt, dann empfehle ich Ihnen uneingeschränkt Musikantenstadl bis zum Abwinken. Sollten Sie allerdings feststellen, dass Ihr Herz gar nicht mehr schlägt, dann sind Sie vermutlich tot. Das wäre ziemlich ungünstig! In diesem Fall: Hören Sie bitte noch einmal genauer hin ;)

Als Unterstützung biete ich Ihnen dazu ein fantastisches s/w-Video - mit Irwin Goodman persönlich - der diesen Song meisterhaft und tänzerisch begnadet in einer finnischen TV-Show performt (das Outfit gebe bei Shopping Queen - zum Motto: Bicolor - Sei der ultimative Hauptact am Dancefloor - mindestens 10 Punkte!!)! Achten Sie vor allem auf die heißen Tanzmäuse links und rechts, die gar nicht anders können, als orgiastisch zu diesem Song abzugehen! (FSK 35!)



In diesem Sinne: Schönen Sonntag!

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