Montag, 23. März 2020

# 5 - "Es war ein Montagmorgen" - Margret & Mechthild (1967)

Ja, es war ein Montagmorgen, als ich zu überlegen begann, welchen Musikact ich wohl heute vorstellen möchte. Und nach kürzester Zeit war ein passender Titel ins Auge gefasst - ein All-time-manic-monday-Favorit von mir.




MARGRET & MECHTHILD
A: Tom O'Hara (M: Chris Corday / T: Tom Haley)
B: Es war ein Montagmorgen ['t was on a monday morning - The Steadfasts] (M: Uwe Funke / dt. T: Peter Lachmann & Dieter Rasch)

1967 / CCA 5049


Was Margret und Mechthild vor oder nach dieser Plattenaufnahme gemacht haben, ist nicht bekannt. Die speziell angewandte Fototechnik für das Plattencover lässt zudem weitere Fragen offen: Waren Margret und Mechthild die gleiche Person (vor und nach der Nasenoperation)? Reichte das Budget nur für eine Bluse samt Gürtel, Kette und Ring und für das Foto mussten sie es nacheinander anziehen? Führte die Reihenfolge, wer zuerst anfangen durfte dazu, dass sich die beiden fürchterlich zerstritten haben und auf keinen Fall ein gemeinsames Foto (mehr) machen wollten? Hatte Mechthild zu lasziv für den Fotografen posiert, weshalb er - als Margret an die Reihe kam - einfach unmotiviert abdrückte? FRAGEN über FRAGEN!

Was jedoch nicht hinterfragt werden muss, ist die Existenz dieser Aufnahmen - und vor allem, dass man davon auch noch Schallplatten gepresst hat! Dies allerdings ungefragt. Ich glaube, ich hätte darauf verzichten können (wenn man mich gefragt hätte) ...

CCA war ein kleines Plattenlabel, das 1966 von Hans Werner Kuntze (nicht mit Heinz Rudolf "Tausendmal berührt" Kunze zu verwechseln) ins Leben gerufen wurde. Sein Tonstudio hatte seinen Sitz in Georgsmarienhütte und ich nehme an, dass diese heiße Scheibe auch dort produziert wurde.

Nachdem Mechthild lasziv genug am Cover posierte, war wohl allen klar, dass sich die Scheibe auch ohne klingende Künstlernamen vermarkten lässt ;) Wie viele Platten davon tatsächlich umgesetzt wurden, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Das Original "'t was on a Monday Morning" von The Steadfasts, war eine der ersten Scheiben, die auf dem CCA-Label erschienen. Standfest waren sie vermutlich auch, was ihre Musik angeht. Es ist keine weitere Platte bekannt. Trotz englischem Namen (und deutschsprachigen Autoren der Songs) dürfte es sich ohne Zweifel um eine lokale deutsche Band gehandelt haben. Der Song hat auf jeden Fall was - mit einem großen Hauch an Nostalgiebonus!

Jetzt aber zur deutschen Coverversion (wenn man schon einen Song veröffentlicht hat, dann kann man ruhig auch eine anderssprachige Version davon machen - die mussten/durften auch gleich weitere Sänger aus dem CCA-Stall - mit vermutlich ähnlich nicht vorhandenem Erfolg - veröffentlichen)

Und was passt besser zur aktuellen Stimmung als eine tragische Liebesgeschichte, die ihr viel zu spätes Ende fand, bevor sie überhaupt begann (Pardon, das war jetzt für diesen Song vielleicht doch etwas zu philosophisch)

An einem Sonntagabend
fing uns're Story an
Und du hast mir versprochen,
dass sie nie enden kann

- Margret! Mechthild! Niemand kann so ein Versprechen abgeben, nicht einmal der liebe Gott! Und so lieb war der Typ dann wahrscheinlich auch nicht, wenn die Story am SonntagABEND anfängt ... da wollte er vermutlich seine Woche noch erfolgreich "abschließen" und war auf der Suche nach einem willigen Opfer ...


Ich hab dich angerufen
Doch keine Antwort kam
Nur immer tiefes Schweigen
Das mir die Hoffnung nahm


Augenscheinlich war der Kerl tatsächlich nur auf ein schnelles One-Night-Stand aus (und hat vermutlich auch nicht einmal seine echte Telefonnummer angegeben!)

Was all die ander'n sagen
Das ist mir so egal
Wo ich auch geh und stehe
Ich seh' dich überall


-> in diesem Fall würde ich eher den anderen glauben und möglicherweise ist er es ja!? Allerdings vermutlich immer in den Armen einer anderen ...


Es war ein Montagmorgen
Der Tag war wolkenschwer
Ich stand allein und der Regen fiel
Und du, du kamst nicht mehr


Das ist jetzt die tragische Beschreibung von "the morning after the ONS". Und jetzt hat er die Arme nicht nur sprichwörtlich im Regen stehen lassen (Outdoor-Sex 1967? zis zis zis ...

Grau sind jetzt alle Tage
Und nirgends Sonnenschein
Und jeden Sonntagabend
Muss ich jetzt einsam sein





So dunkel sollte man die Welt jetzt auch nicht sehen. Solange er besser als dieser Tom O'Hara ist, wird schon alles wieder gut. Und einsam musst du ja nicht sein, Margret. Du hast ja noch Mechthild. (Außer die hat dir den Typen ausgespannt ... oder er wollte unbedingt etwas mit BEIDEN haben ... ah ... und dann haben sie es herausgefunden und sich deshalb zerkracht ... wir haben also noch eine weitere Möglichkeit gefunden!)


Und ihr Lieben, er wird nicht zurückkommen. Sorry, wenn ich es euch jetzt so drastisch und direkt sagen muss. Da nützt es auch nichts, wenn ihr bedeutungsschwanger und mitleid-erhaschend - schier nie enden wollend - "Du kamst nicht mehr" (zweistimmig und mit Chor!) säuselt! Der Zug ist abgefahren. Sorry, Mädels!

Dieter Rasch (alias Ralf Arnie), der diese Produktion textlich (mit) zu verantworten hat, hat bis zu diesem Zeitpunkt durchaus Hits produziert, wie z. B. "Heimweh" (Freddy Quinn, 1956) oder "Ramona" (Die Blue Diamonds, 1960). In den 70er-Jahren feierte vor allem in der Zusammenarbeit mit griechischen Sängern wie Vicky Leandros und Demis Roussos große Erfolge.
Ja, auch erfolgreiche Textautoren haben schlechte(re) Tage und müssen ihre Miete zahlen. Das war dann wohl eher so eine Produktion.


Meine Wertung: fünf von fünf (deprimierten) Eintagsfliegen!

Wenn ihr jetzt auch unglücklich verliebt seid, dann tut mir einen Gefallen und hört euch dieses Lied nicht an. Schaut lieber aus dem Fenster (das kann man besser machen, wenn man die Fenster vorher geputzt hat) - das bringt euch auf andere Gedanken und lenkt auch ein bisschen vom Alltagsgrau ab! Btw: Draußen gibt's grad Sonne ;)

Und hier für alle, die wissen möchten, wie dieser Song in englisch klingt, wenn es Leute singen, die etwas bessere Stimmchen haben, hier das Original:




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