Freitag, 20. März 2020

# 2 - "Ich bin die Beat-Oma" - Beat-Oma (1966)

Auf der legendären Beat-Welle wollte so mancher Star und vor allem auch so manches "Sternchen" gerne mitschwimmen. Doch so bekannt wie "The Beatles" wurden die wenigsten - vor allem nicht in Deutschland.


Wer sich mit tatsächlicher guter Beat-Music made in Germany auseinandersetzen möchte, dem sei diese Doku sehr ans Herz gelegt (auch wenn sie den Schwerpunkt auf den berühmt-berüchtigten Ruhrpott legt).


Mit Beat konnte man in dieser Zeit also zumindest eines: Konzerthallen füllen und Schallplatten absetzen! Da eigener deutscher Beat noch Mangelware war (und die Bewegung jetzt leider auch nicht ewig angehalten hat), besinnten sich eifrige Produzenten auf deutschsprachige Coverversionen, die die Kasse klingeln lassen sollten.

Und bei dieser Coverversion fehlen selbst mir einfach die Worte.

BEAT OMA
A: Ich bin die Beat-Oma [A HARD DAY'S NIGHT - THE BEATLES] (M: John Lennon & Paul McCartney / dt. T: Andy Wölfel)
B: Balla Balla [ORIGINAL: THE RAINBOWS] (M & T: Horst Lippok)

1966 / CBS 2372

Die Produzenten bleiben ungenannt. (Würde ich an ihrer Stelle auch so machen!)




Über Textautor "Andy Wölfel" finden sich leider keinerlei weitere Informationen. Ob es ein Pseudonym eines durchaus bekannten Textautors ist, kann ich nicht sagen. Wundern würde es mich aber nicht.
Auch die "Beat-Oma" konnte danach unerkannt weiter Kuchen backen und Socken stricken. Glücklicherweise hatte sie weder ihre Identität noch ihr Gesicht für diese Produktion preisgegeben. Ihre Stimmbänder - zum Leidwesen aller ZuhörerInnen - allerdings schon.
Mir ist durchaus bewusst, dass diese Produktion damals nicht 100 % ernst gemeint war. Dennoch darf man nicht unterschätzen, wie viel eine Schallplattenproduktion in den 60er-Jahren gekostet hat. Studiomieten und die Kosten für das Pressen von Schallplatten waren relativ hoch. Zudem war die Produktion an sich sicher nicht billig, da die Rechte am Beatles-Song eingekauft werden mussten ...
Gut. Die Gage der "Beat-Oma" war vermutlich niedrig. Die wird sich vermutlich gedacht haben: "Ach Jungens, bei dieser ulkigen Aktion bin ich doch gerne dabei! Soll ich euch davor noch schnell ein Butterbrot schmieren?"

Tja. Hätte man die ganze Produktion auch mit einer lieben "Omi" gemacht, die auch Gesangstalent gehabt hätte (und derer gab es sicher zuhauf, die sich auch für so einen Song nicht zu schade gewesen wären), dann könnte man diese Scheibe durchaus auflegen und sagen: "Mensch Oma, dufte Musik, die du da machst. Beat ist echt was für alt und jung!" - So denkt man sich aber eher: "Mensch Oma, hör auf mit den ollen Kamellen und lass uns lieber 'Mensch ärgere dich nicht spielen". Und schwupps war die Gesangskarriere von Oma Edeltraud (oder wie sie auch immer hieß) beendet.

Man darf sich gar nicht ausmalen, wenn sie noch als "Folk-Oma", "Pop-Oma", "Disco-Oma" und "NDW-Oma" weitergemacht hätte. Ihre Coverversion von Iron Butterfly's "In-a-gadda-da-vida" als "Heavy-Metal-Oma" hätte sicher sämtliche Chartlisten angeführt ... egal!

Nun zur heißen Scheibe:
So ihr jungen Leute, die ihr heute alle keine Ahnung mehr davon habt, dass Beat mal ein echt geiles Musikgenre war. Dagegen können Justin Bieber und Lady Gaga einpacken! Und wer könnte den letzten jugendlichen Hinterwäldlern, die noch nichts von diesem geilen Stoff, der ihr Leben verändern wird, mitgekriegt haben, besser - nein - am besten erklären? RICHTIG!!! Die Oma
Wer hört denn bei der Wahl seiner Musik nicht auf die Meinung der Oma und geht dann mit ihr schnurstracks zum nächsten Ed Sheeren ... oder Andreas Gabalier ... oder Hansi Hinterseer Konzert. Egal!

Widmen wir uns den scheußli... äh ... süßlich-liebreizenden ... Klängen? Tönen! Ja, Tönen! von unserer lieben Beat-Oma.



Ich bin die Beat-Oma
Bin bekannt im ganzen Land
(wenn sie immer SO singt, dann wundert es einen ganz und gar nicht!)

Ich bin die Beat-Oma
Und singe alle an die Wand

(definitiv - und dabei halten sich noch alle die Ohren zu! Leider reimen sich so wenig Dinge auf Land ... Hydrant, Passant, Deodorant ... der Verzweiflung Rand ...)

Die Boys und Girls hör'n mir zu
Ich gönn' mir gar keine Ruh'
(Das würde ihr so passen! Die armen Kinder können doch gar nicht weglaufen! Sie wollen ja noch das Geschenk und die Schokolade für Weihnachten haben. An dieser Stelle rächt sich auch das infantile Flötenspiel unterm Weihnachtsbaum. Die Oma holt zum Rundumschlag aus! Und erst wenn die Oma alle ihre Top-Hits gesungen hat, bringen wir sie wieder zurück ins Heim, damit sie dort allen anderen dort - bis zum nächsten Weihnachten - auf die Nerven gehen kann!)

Und nun meine Lieblingsstelle:
Ich bin die Beat-Oma (okay ja, danke, das wissen wir bereits, eine gewisse Senilität zeichnet sich bereits ab)
Ich bin vom Beaten ganz verrückt (ich bin mir nicht sicher ob es am "Beaten" liegt...)
Ich bin die Beat-Oma (ja, Oma, danke für die Info)
Wenn ich nicht sing', bin ich bedrückt 

Ja Oma, wir sind auch bedrückt, wenn du nicht singen darfst. Deshalb schön, dass du es gemacht hast! Auch wenn sich John Lennon vermutlich gerade deswegen im Grab umdreht. Aber was soll's ... it was a hard day's night ;) 

Meine Wertung: fünf von fünf beats auf die Stirn!
(Dürfte ich diese Produktion mit zwei Worten beschreiben, dann wäre es eindeutig: "balla balla"!)

Und damit ihr bis zum nächsten Superhit morgen besser schlafen könnt, kriegt ihr die absolute Gönnung! Die B-Seite gibts gratis dazu (der Vorteil an diesem Song: er besticht weniger durch Text als durch ... spezielle ... Interpretation)



Habt einen schönen Abend und passt auf, dass ihr von der sozialen Isolation (oder dem Beaten) nicht ganz verrückt oder bedrückt werdet!


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