Donnerstag, 16. Juli 2020

# 114 - "Compared to what?" - Stefanie (1972)

Abschließend (für heute) gibt es dann doch noch etwas Musikalisches made in Austria. Eine der - meiner Meinung nach - stärksten Stimmen, die unser Land zu bieten hatte.



STEFANIE
Compared to what? (M & T: Gene McDaniels)

1973, Atom, LP "Canned Hits"


Eine österreichische Sängerin namens Stefanie? Nein. Achso, warte, "Jössas, die Werger"! - nein, die ist es nicht. So geht es vielen Menschen, wenn sie das erste Mal den Namen Stefanie hören. Dabei ist sie definitiv eine der stimmstärksten Sängerinnen Österreichs.
1949 als Stefanie Vyhnak geboren, wird ihr Potential bereits früh erkannt und gefördert. Im Dezember 1967 schloss sie sich der vierköpfigen Damenband "Soul Magics" an und lieh - bis zur Auflösung im Frühjahr 1969 - als "Claudia" vielen Songs ihre unvergleichliche Stimme. Im Anschluss daran ging sie für zwei Jahre nach Amerika, wo sie als Serviererin und Sängerin arbeitete, kehrte aber Ende 1971 wieder nach Österreich zurück.

In Österreich angekommen, wird Erich Kleinschuster auf sie aufmerksam und nimmt - gemeinsam mit der ORF-Big-Band - den Titel "Compard to what" mit ihr auf. In dieser Zeit arbeitet sie auch mit Gipsy Love, Art Farmer und den Madcaps zusammen, letztere begleitete sie auch auf einer Westösterreich-Tournee. Es folgen Engagements als Studiosängerin (u. a. für André Heller), ehe im Frühjahr 1972 ihre erste Single "Lies for Sale" auf den Markt kommt.
Im selben Jahr nimmt sie an dem von ORF und Ö3 initiierten Talentwettbewerb "Show-Chance" teil, den sie mit ihrer Eigenkomposition "Ich such' die Wahrheit" für sich entscheiden kann. Stefanie bleibt bis Mitte der 80er-Jahre musikalisch in Österreich und Deutschland aktiv. Trotz 11 Single-Produktionen in drei Sprachen fehlte der große Hit. Sie sang bei Festivals, im Studio für Jingles und Werbung und hatte einige Fernsehauftritte. Zudem nahm sie Schauspielunterricht an der renommierten Schauspielschule Kraus und stand auch auf den legendären Brettern, die die Welt bedeuten und träumte von der großen Karriere. So war sie z. B. in "Der Bürger als Edelmann" (Burgtheater, 1973), "Candide" (Burgtheater, 1976), "Cyrano de Bergerac" (Volkstheater), "Mayflower" (Theater an der Wien, 1977) und "Valerie" (Wiener Festwochen, 1985).

Der Traum der großen Karriere erfüllte sich letztlich nicht. An wem oder war es tatsächlich scheiterte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. War es vielleicht ihre Vielseitigkeit? Doch viele Aufnahmen musste sie - gegen ihren Willen - machen. Da wurden deutlich "hit-verdächtigere" Eigenproduktionen von ihr fallen gelassen, um ein seichtes Schlagerchen zu produzieren. Zweifellos ist es aber eine Schande, dass Stefanie und ihre unvergleichbare Stimme irgendwann vergessen wurden. Wer weiß, was noch alles aus ihr geworden wäre, hätten sich viele Dinge anders ergeben!

Stefanie verlässt die Bühnen und ändert ihr Leben. Sie wechselt den Gitarrengriff, gegen das Steuer. Mehr als 20 Jahre lang war Stefanie Straßenbahnfahrerin bei den Wiener Linien. Ein Job, der ihr viel Freude bereitete - bis eine schwere Krebserkrankung sie daran hinderte, ihren Job weiter auszuüben.

"Liebe zu Musik ist gleichzeitig auch die Liebe zu Menschen. Beim Singen bin ich immer glücklich. Was nützt mir Geld, wenn ich kein Gefühl habe?", sagt Stefanie in einem Gespräch mit mir, ein halbes Jahr vor ihrem viel zu frühen Tod im Januar 2013.

Ich hoffe, dass dieses Video hilft, dass Stefanie - bei einem Auftritt in der legendären Musiksendung "Spotlight" von Peter Rapp - wieder in Erinnerung gerufen wird!




Habt einen schönen Nachmittag und genießt ein bisschen Jazz, Funk und Soul made in Austria!

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