Dienstag, 28. Juli 2020

# 116 - "Ab und los" - Markus (1983)

Die NDW (= Neue Deutsche Welle) hat definitiv einige interessante Künstler hervorgebracht. Bekannteste Gesichter waren zweifellos Nena, Trio, DÖF und Ideal. Dennoch bewies gerade diese musikalische Bewegung, dass Charakter, Message und Performance in vielerlei Hinsicht mindestens genauso wichtig sind, wie musikalisches Können (wenn nicht sogar teilweise sogar am wichtigsten). Einige haben sich wacker gehalten, manche sind ziemlich schnell wieder in der Versenkung verschwunden.



MARKUS
A: Ab und los (M: Axel Klopprogge & Ken Taylor / T: Axel Kloprogge & Markus Mörl)
B: Knallhart im Schlaraffenland (M: Axel Klopprogge & Lothar Krell / T: Axel Klopprogge)

1983, CBS, A 3674
produziert von Axel Klopprogge



Axel Klopprogge (* 1956) schrieb neben Markus' Erfolgstiteln u. a. "Jet Set Ficker" (Straßenjungs, 1981), "Highdelbeeren" (Wilfried, 1981) und "Opportunity" (Toyko, 1985).

Markus wurde 1959 als Markus Mörl geboren, er startete seine musikalische Laufbahn als Gitarrist der Band "Nylon Euter", die 1982 ein Album inklusive einer Single-Auskoppelung auf den Markt brachten. Im gleichen Jahr begann seine Solokarriere mit dem Album "Kugelblitze und Raketen" (#26). Die ausgekoppelte Single "Ich will Spaß" hielt sich 24 Wochen in den Charts und landete sogar auf #1. Weitere Titel von ihm waren "Schön sind wir sowieso" (#39) und "Kling, Klang, Schicksalsmelodie". Zu einem größeren Erfolg wurde "Kleine Taschenlampe brenn'" (#5), aus dem Kinofilm "Gib Gas - Ich will Spaß", in dem Markus die Hauptrolle spielte. Im Film sang er es gemeinsam mit Nena, im Studio und bei Live-Auftritten stammt der weibliche Part von Andrea-Maria Schneider (ehemaliges Mitglied der "Cinderellas").
Als die Neue Deutsche Welle abebbte, gründete er 1985 die Band T.X.T. Ihr Song "Girl's got a brand new Toy" landete auf #4 der italienischen Charts. Seine letzte Chartnotierung in den deutschen Charts war 1992 mit "1000 Kerzen werden brennen" (#79).

In den letzten Jahren fiel Markus eher als Teilnehmer von Reality-TV-Formaten in Erscheinung, z. B. 2004 in der "Comebackshow" (Prosieben), 2017 in "Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare" (RTL) und durch die Live-Übertragung seiner Hochzeit am 11. Juli 2020 auf RTL II.

Mit "Ab und los" zeigt Markus auf jeden Fall ... ja ... ähm ... was eigentlich?


Vollmond über New York, Vollmond tief in mir
Die Venus trifft Aquarius und ich treff' mich mit dir
Ich renn' in mein Zimmer, die Wände auf und ab
Mein Whiskeyglas schon lange leer, mein Fuß macht tap, tap, tap

Wo bleib'n nur die Babys?
Wo sind meine Friends?
Da donnert's endlich vor der Tür
Da tönt es im Quartett

Und die Kumpels rufen
Ab, ab, ab und los
Komm raus, komm raus, komm raus
Ab, ab, ab und los
Komm raus, komm raus, komm raus

Trommeln aus der U-Bahn, der Master gibt Signal
Dein babyblauer Caddy stoppt erstmal am Kanal
Und aus allen Ecken klettern groovy Freaks
Die Hände klatschen laut im Beat, die Haare fliegen mit

Rhythmus aus der Müllbox
Party in der Bronx
Du beißt mir in mein weißes Ohr
Ich bin heut' Nacht dein Hans

Refrain
Hallelujah

Voodoo bei McDonalds, ich tanz' mit Tablett
Der Soul ist gut, die Stadt dreht durch, wir sind echt gut drauf
Unter deinen Stöckeln kocht schon der Asphalt
Die Bassdrum nimmt uns beide mit
Und du sagst niemals "Halt"





Uff ... ich weiß nicht, welche Substanzen damals im Spiel waren, als dieser Titel entstand, aber Markus und New York haben weder heute noch damals viel gemeinsam. Ich bin mir zudem ziemlich sicher, dass Markus sehr viele Talente hat - aber musikalisch ist da doch einiges im Argen. Vor allem wenn man sich Live-Auftritte von ihm aus dieser Zeit anhört.
Faszinierend was alles so bei Vollmond in New York passiert. Wie allerdings "Vollmond tief in mir" aussieht, weiß ich nicht: Weißes Leuchten in der Birne? Keine Ahnung. So ganz kann ich seinen Ausführungen aber nicht folgen. Ich dachte, er fiebert einem Treffen mit seiner heißen Biene entgegen und freut sich dann aber, als seine Kumpels zu einer kleinen Sauftour vorbeikommen und sie gemeinsam die Stadt unsicher machen?

"Trommeln aus der U-Bahn, der Master gibt Signal
Dein babyblauer Caddy stoppt erstmal am Kanal
Und aus allen Ecken klettern groovy Freaks
Die Hände klatschen laut im Beat, die Haare fliegen mit"

Das klingt wie ein schlechter Entwurf für ein Michael-Jackson-Musikvideo, der sehr schnell wieder verworfen wurde. Wenn ich mir dieses Szenario - zugegebenermaßen - tatsächlich ganz gut vorstellen kann. Allerdings eher in Castrop-Rauxel, als in der US-Metropole.
"Rhythmus aus der Müllbox", ja bei so einer heißen Partyeinladung (in die Bronx!!!) kann wirklich keiner widerstehen. Noch dazu, wenn sich Markus für sie extra noch zum "Hans" macht - allerdings nur für "heut' Nacht". Am Morgen nach dem ONS bleibt wohl nur der Abdruck seines Körpers im Bettlaken neben ihr zurück und sie wird sich ihr Leben lang fragen, was wohl aus "Hans" geworden ist. Sollten die beiden nicht aufgepasst haben, ist es auch eine schöne Story für das bald darauf geborene Baby. Fast wie im schlechten Film.

Okay. Im letzten Refrainteil steige ich wirklich aus - "Das halt' ich im Kopf nicht aus", würde mir wohl Maggie Mae zurufen. "Voodoo bei McDonalds". Bei solchen Praktiken fehlen mir wirklich die Worte. Aber gut, nachdem eh die ganze Stadt durchdreht und unter den Schuhsohlen bereits der Asphalt kocht, klingt das für mich eindeutig nach Apokalypse und dem Ende der Welt. Dann macht alles Sinn. Allerdings würde ich persönlich es begrüßen, wenn irgendjemand rechtzeitig noch "Halt" sagen würde.

Bonuspunkte erwirkt sich Markus, der seinen Körper ordentlich gestählt hat. Möglicherweise um die Hupfdohlen, die ihm bei diesem Auftritt zur Seite gestellt wurden, zu becircen. 
Bei seinem Auftritt (0:07) erweckt es fast den Eindruck, als wäre er noch gar nicht bereit für die Performance gewesen. Er sieht so aus, als wäre er gerade von der Couch aufgestanden, um den Chips- und Biervorrat für den bevorstehenden Fernsehabend aufzufüllen. Aber halt, die Rechnung nicht mit Markus gemacht! Denn in Sekundenschnelle holt er zu einem Rundumschlag aus und wechselt in den Party-Mode (0:10). Bei diesen Moves kann selbst Aerobic-Ikone Sydne Rome einpacken!

Viel Spaß beim Nachturnen!

P.s.: Die B-Seite "Knallhart im Schlaraffenland" ist - auch wenn es so vielversprechend klingt - leider nicht der Soundtrack zu einem heißen Pornostreifen Güteklasse A.

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