Dienstag, 2. Juni 2020

# 76 - "Miss Rumpelstilzchen" - Claudia (1968)

Ach, wie gut, das niemand weiß, dass ich ... ein Faible für skurrile Songs habe? Oder assoziiert ihr diese Textzeile nicht auch eher mit einem bekannten Märchen aus der Kinderzeit? Heute schaffe ich es tatsächlich diese beiden Dinge miteinander zu verknüpfen :P




CLAUDIA
A: Das Ei des Columbus (M: Rudi Lindt = Rudi von der Dovenmühle / T: Peter Ström = Nils Nobach)
B: Miss Rumpelstilzchen (M: Ralph Siegel / T: Michael Kunze)

1968, EMI Columbia, C 23 840


Sieben Singles, in sechs Jahren bei fünf Plattenfirmen unter vier Namen (Claudia, Claudia Corda, Claudia Höfer und Claudia Sommer) - allerdings ohne großen Erfolg!
So sang sie unter anderem "Ich wein' um dich so viele heiße Tränen" (1965), "Morgen kann schon alles anders sein" (1965), "Man soll immer bei der Wahrheit bleiben" (1966), "Kein Feuer, keine Kohle" (1967), "Das hat doch alles keinen Sinn" (1971) und "Smokey" (1972).

Hinter den vielen Namen verbirgt sich Ilse Kugel, geb. Etges aus Lüdinghausen. Die Tochter entstammt einer Bergmannsfamilie und arbeitete Mitte der 60er-Jahre als Schallplattenverkäuferin in Bochum.

Die Plattenfirma schreibt auf der Rückseite des Covers ihrer letzten Single 1972:
"Sie hat eine ausdrucksvolle Altstimme, ist notensicher, verfügt über eine langjährige Bühnenerfahrung, tritt mit eigener Band 'The Believers' auf und singt ihre Lieder in drei Sprachen. (...) In der Öffentlichkeit singt Claudia Sommer seit ihrem zehnten Lebensjahr. Im Bochumer Jugendchor, dann bei einem Laientheater und schließlich mit der Band. Unzählige Veranstaltungen im Ruhrgebiet, Diskothenshows und kleinere Tourneen machten sie zur regionalen Größe."
Im Februar 1972 tritt sie im "Talentschuppen" des Südwestfunks auf, wo sie sich gegen 1.300 BewerberInnen durchsetzen konnte.

Nach Angabe ihres Schwiegersohns in einem Online-Forum trat sie bis etwa 2010 noch regelmäßig auf.

Nun aber zum märchenhaften Text:

Mein Urahn war ein Ritter
Der Rumpelstilzchen hieß
Und diesen schönen Namen 
Der Familie hinterließ

Ich weiß es klingt sehr seltsam
Doch was kann ich dafür
Fragt man mich nach dem Namen
Dann denk' ich nur bei mir

Ach wie gut das niemand weiß
Dass ich Rumpelstilzchen heiß'
Weil im Glanz der großen Welt
Nur ein großer Name zählt

Schiller, Bach und Mozart

Wer hätte sie gekannt?
Hätt' man sie alle damals

Grad so wie mich genannt

Nun will ich zum Theater

Doch leider ist mir klar
Als Fräulein Rumpelstilzchen 

Werd' ich bestimmt kein Star

Refrain

Ich habe dir meinen Kummer erzählt
Weil ich weiß, dass du mich verstehst
Ich liebe dich und auch du hast gesagt
Dass du nie mehr von mir gehst

Und nun ist alles halb so schwer
Bald sage ich nie mehr

Refrain

Ach wie gut das niemand weiß
Dass ich Rumpelstilzchen heiß
Weil der eine der mich liebt
Mir bald seinen Namen gibt






Ich fasse mich auch heute wieder etwas kürzer: Bei diesem Frühwerk von Ralph Siegel ("Sind Sie der Graf von Luxemburg?" lässt musikalisch an manchen Stellen grüßen ...) handelt es sich um ein Loblied auf die Ehe, die Frauen die großartige Möglichkeit gibt, ihren Geburtsnamen abzulegen und inkognito unter neuem Namen zu leben.
Tragisch dennoch, dass so ein ansprechender Name wie "Rumpelstilzchen" dadurch ausgestorben ist. Fraglich bleibt nur, ob sich die gute Claudia ihren Partner nach dem Nachnamen oder anderen "Qualitäten" ausgesucht hat? ;)

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