Sonntag, 21. Juni 2020

# 94 - "Laylalou" - Uschi Glas (1970)

So viel "Männlichkeit" braucht nun wieder einen sanften Gegenpart. Und etwas Sanfteres als das gibt es kaum ...

NACHTRAG FÜR SAMSTAG





USCHI GLAS
A: Wenn dein Herz brennt [Love grows - Edison Lighthouse] (M: Tony Macauly & Barry Mason / dt. T: Hans-Ulrich Weigel)
B: Laylalou (M: Giorgio Moroder / T: Michael Kunze)

1970, Ariola, 14 546 AT
produziert von Giorgio Moroder


Da Textautor Michael Kunze bereits öfters hier vertreten war, kann ich mich heute ganz entspannt auf die liebe Uschi konzentrieren.

Uschi Glas wurde 1944 als Helga Ursula Glas in Landau an der Isar geboren. Nach der mittleren Reife arbeitete sie als Buchhalterin, ehe sie ab 1964 in München als Sekretärin einer Anwaltskanzlei und in einem Fuhrunternehmen.
Beim Empfang zur Premiere eines Filmes machte sie gegenüber dem Produzenten kritische Bemerkungen. Dieser zeigte Interesse an ihr und engagierte sie in einer kleinen Rolle für den Film "Der unheimliche Mönch" (1965). Sie überzeugte, nahm daraufhin Schauspielunterricht und erhielt bald größere Rollen, wie 1966 in der Karl-May-Verfilmung "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" - in diesem Film wurde sie allerdings synchronisiert. Allgemeine Bekanntheit erlangte sie Ende der 60er-Jahre durch die Filme "Zur Sache, Schätzchen" und der "Penne"-Filmreihe "Die Lümmel von der ersten Bank". 1969 gab sie ihr Theaterdebüt in Düsseldorf. Zeitgleich versuchte sie sich auch als Schlagersängerin und veröffentlichte bis 1974 acht Singles. Mit dem Album "Uschi Glas singt die schönsten Weihnachtslieder" erreichte sie im Dezember 2002 #45 der deutschen Charts.
Ab Mitte der 70er-Jahre war sie auch vermehrt in TV-Serien wie z. B. "Derrick", "Das Traumschiff", "Zwei Münchner in Hamburg", "Ein Schloss am Wörthersee", "Sylvia - Eine Klasse für sich" oder "Zwei am großen See" zu sehen. Größere Beachtung erhielt sie auch durch ihre Rolle in den drei Teilen von "Fack ju Göhte". Uschi Glas steht bis heute regelmäßig vor der Kamera.

Anfang der 2000er-Jahre geriet Uschi Glas aufgrund einer von ihr, über einen Homeshopping-Sender, vermarkteten Kosmetikserie in die Schlagzeilen, da die Produkte zu Hautreizungen führten und Stiftung Warentest von einer Anwendung abriet.

Aber Uschi genügte es nicht, bloß lasziv in die Kamera zu blicken, nein, sie sang auch mit voller Inbrunst ... oder so.

In der kleinen Discothek
Hab' ich mich in dich verliebt
Bei dem ersten Tanz mit dir
Spielten sie mein Lieblingslied
Das ging


Laylalou
Baby Blue
Laylalou
I love you

Dann traf ich dich jeden Tag
Und mein schönster Traum begann
Immer wenn du bei mir warst
Hörten wir die Platte an

Refrain

Immer wenn ich dich nicht seh'
Schreib' ich einem Discjockey
Und im Rundfunk hörst du dann
Was ich dir nicht sagen kann

Refrain

Gibt es zwischen uns mal Streit
Dauert es bestimmt nicht lang
Denn ich weiß ja ganz genau
Was uns gleich versöhnen kann

Wiederholung

Refrain




Das war sie: Uschis Ode an den Rundfunkbeitrag. Die GIS/GEZ würde sich freuen, wenn ihnen heute jemand noch ein Ständchen spielen würde.
Ein Sonderpluspunkt für Texautor Kunze für den Reim "dich nicht seh - Discjockey". Das ist definitiv nobelpreisverdächtig (oder so).
So kann es einem gehen als armes junges Mädchen. Da geht man nichts Böses ahnend in die nächste Dorfdisco und begegnet dort ausgerecht seiner großen Liebe und dann läuft dabei auch noch so ein geiler Schmusesong. Wenn diese Liebe nicht unter einem guten Stern steht, dann weiß ich auch nicht weiter. Der Refrain erfüllt zumindest den Zweck, dass er auch mit 17 Promille noch fehlerfrei mitgelallt werden kann.
Die Radiostationen sind allerdings nicht zu beneiden. Jetzt trifft sich Uschi zwar tagtäglich mit Mr. Right, aber das ist Fräulein Nimmersatt augenscheinlich nicht genug. In den wenigen Pausen, die er nicht bei ihr sein kann, vermutlich um einer Arbeit nachzugehen oder seine Notdurft zu verrichten (ich hoffe nicht, im örtlichen Gerichtssaal! - wir erinnern uns), plagen sie solche Liebeskummerleiden, dass sämtliche Plattenaufleger bis zum Abwinken dieses Lied für sie spielen sollen. Ich könnte wirklich gut nachvollziehen, wenn der arme Tropf eines Tages vom Zigarettenholen nicht mehr zurückkehren würde und in ein fernes Land auswandert, wo dieser Song oder noch besser - Musik im Allgemeinen - vollkommen unbekannt sind.

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