Montag, 15. Juni 2020

# 89 - "Sex und Sex" - Ulla Bauer (1971)

Auch wenn euch vielleicht am Montagmorgen noch nicht danach ist, geht doch nichts über einen sexy-zweideutigen Start in die neue Woche ;)




ULLA BAUER
A: Sex und Sex (M: Günter Sonneborn / T: Heinz Korn)
B: Regen tropft an das Fenster (Kramer / Dieter Dirks)

1971, Vogue, DV 11 143

Ulla Bauer - was verspricht uns dieser Name? Die Plattenfirma schreibt folgendes:

"Eine Prise kleines Mädchen und eine Prise Sex.

In Köln tat sie etwas, was damals schon jeder von ihr erwartete, sie machte den Mund weit auf und ließ es tönen, sie war da. 1956 war es. Mit sechs Jahren tat sie es noch einmal, aber mit wesentlich größerem Erfolg. Man konnte sie zwar noch nicht richtig sehen, aber dafür um so besser hören. Sie bekam prompt den ersten Preis bei einer Veranstaltung.
Der bekannte Band-Chef und Trompeter Heinz Schachtner brachte sie dann 1968 in einigen Veranstaltungen unter. Ulla meisterte jede Situation mit Temperament und Stimme. 1969 sang sie in einer führenden Kölner Discothek einige bekannte Titel und erntete nicht nur Applaus des Publikums, sondern auch ein dickes Lob von Chris Howland, der ebenfalls engagiert war. Seine Prognose lautete: Vielleicht noch zwei Jahre harte Arbeit und Ulla könnte es bestimmt schaffen.

Ab da an arbeitete Ulla trotz Schule hart an sich. Sie lieferte jede Woche eine Probe ihres Könnens ab, indem sie an Wochenenden mit einer Band auftrat. Man konnte sehr bald feststellen, das Publikum wollte Ulla hören. Sie war nicht nur eine Bereicherung der Band, nein, sie war der Höhepunkt einer jeden Veranstaltung.
Wenn man bedenkt, dass Ulla ein echtes Artistenkind ist, kann man sich vorstellen, dass sie die Bühne nicht fürchtet. Die Großeltern zogen schon mit einer Theatergruppe durch Deutschland und begeisterten. Und wer hat schon eine Oma, die Trompete bläst. Ganz zu schweigen von der Cousine, einer bekannten Trapezkünstlerin. Wen wundert es da noch, wenn Ulla auch das Bestreben hatte, im Show-Business aktiv zu werden.
Halb Kind, halb Weib und eine Stimme: rund, sexy und 'in'. Eine Stimme, die man bestimmt nicht noch einmal so schnell findet."

Diese Beschreibung einer 16-Jährigen ist schon irgendwie krass, oder? ("Halb Kind, halb Weib und eine Stimme: rund, sexy und in") Was aus der 1956 geborenen Ulla Bauer wurde, konnte ich leider auf die Schnelle nicht eruieren. Eine Nachfolgesingle gab es trotz "vollstem Körpereinsatz" allerdings nicht. Schade eigentlich.

Texter Heinz Korn (1923-1993) zeichnet verantwortlich für u. a. folgende Titel: "Mit 17 hat man noch Träume" (Peggy March, 1965), "A Banda" (France Gall, 1968), "Der Mond vom Fudschijama" (Jacqueline Boyer, 1968) und "An jenem Tag" (Dunja Rajter, 1971).

Sex und Sex, das macht zusammen zwei
Zwei und das ist keine Hexerei
Denn, wenn man Sex und Sex addiert
Und es dann dabei passiert
Dass man sich so sehr verliebt
Dann ist in der Tat
Dieses neue Resultat
Wohl das Schönste, das es gibt

Ja, glaub' mir
Sex und Sex, das macht zusammen zwei
Und weil diese hübsche Rechnerei
In jedem Land so sehr beliebt
Wird sie überall geübt
Und darum ist sie nun mal
So herrlich international

So ist's im Süden, im Osten, im Westen und auch im Norden
Und von Sizilien, da klingt es hinauf bis zu den Fjorden, Fjorden

Refrain






Ein Hoch auf die Liebe. Schwierig ist es manchmal nur, wenn man vielleicht unter einer Dyskalkulie leidet. Dann glaubt man nämlich tatsächlich, dass 6 + 6 = 2. 
Mathematik-Nobelpreisträgerin DDDr. Pippilotta Langstrumpf von der Universität Taka-Tuka-Land kann die Aufregung in diesem Zusammenhang nicht verstehen, reformierte sie doch mit ihrer Dissertation: "2 x 3 = 4 oder die Rolle von 'widdewiddewitt' als Unbekannte in abstrakten Algebra-Rechenschritten bezugnehmend auf die Wurzel der Hypothenuse aus X" die globale Mathematikwelt. "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!", sagte sie knapp, ehe sie samt Abakus auf ihrem Pferd in einer Cosinus-Kurve von Dannen zog.
Statements von Ulla B. liegen uns leider nicht vor. Ob sie damals gewusst hat, dass dieser süße Song eigentlich eine geheimnisvolle Ode an den Coitus ist? So unschuldig wurde der Beischlafsakt vermutlich noch von keiner anderen 16jährigen geträllert ... 
Möglicherweise hat sie diese gefühlvolle Geschlechtsverkehrsromanze später weltweit weiter erforscht - von Sizilien bis zu den Fjorden - also sozusagen von "Sesso" bis zu "kynlíf".
Aber irgendwie ist es doch ganz putzig. Vor allem, wenn man sich das Coverfoto anschaut. Da würde man so eine Zweideutigkeit wirklich nicht erwarten. Heute würde so ein Song (gleiche Message, weniger anspruchsvoller Text) vermutlich höchstens von X-Sternchen a la Micaela Schäfer oder Gina-Lisa Lohfink auf den Markt geworfen ... ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen