Freitag, 5. Juni 2020

BONUS - "Du suchst im Spiegel dein Gesicht" - Anita & Georg (1967)

Als kleine Wiedergutmachung für die Vernachlässigung der letzten Tage (und ich bin ja immer noch in Verzug und hole das auch heute Abend nicht mehr auf), ein kleiner Bonus!



1968, ein ORF-Fernsehstudio in Wien. Scheinwerfer gehen an. In der Kulisse stehen ein 21jähriger Mann und eine 17jährige Frau - er mit Rollkragenpullover und Gitarre, sie in Bluse und langem Rock. Sie singen eine seiner Eigenkompositionen: "Du suchst im Spiegel dein Gesicht".
Gerhard Bronner, der die beiden in seine Sendung "Showfenster" eingeladen hat, prognostiziert dem jungen Mann eine Weltkarriere. Er erinnert sich daran später hier

Er hieß Georg Danzer (1946-2007) und veröffentlicht kurz darauf zwei Solo-Singles, die beide - im Udo-Jürgens-Stil gehalten - kolossal floppen. Es dauerte mehr als fünf Jahre bis er als Sänger in Österreich Erfolg hat, aber dann gab's bald - bis zu seinem leider viel zu frühen Tod - kein Halten mehr.

Und wer war sie? Anita Ammersfeld, 1950 in Wien geboren. Nach einem Gesangsstudium am Royal Conservatory of Music in Toronto/Kanada, kehrt sie nach Wien zurück, um hier weiterzustudieren. Dieses Studium legte sie 1974 ab und debütierte im gleichen Jahr als Cherubino - und frischgebackenes Ensemblemitglied - in "Le Nozze di Figaro" an der Wiener Volksoper. Zahlreiche weitere Engagements folgten.
Von 2005 bis 2015 war sie Intendantin des stadtTheaters walfischgasse in Wien.




Ein wahnsinnig schönes, gut gesungenes Chanson aus der Feder von Georg Danzer, der Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre zahlreiche poetische Lieder für verschiedene österreichische Sänger komponierte und textete.

Du suchst im Spiegel dein Gesicht
Du kennst dich selbst nicht mehr
Dein Tag ist ohne Wiederkehr

Du gehst den Weg der Einsamkeit
Du fragst nicht nach dem Ziel
Die Antwort wäre dir zu viel

Der Tag ist bald vorbei, die Nacht wird kalt
Noch suchst du irgendeinen Halt
Wenn du zurückkehrst aus der Dunkelheit
Dann ist das Ende nicht mehr weit

Du gehst den Weg der Einsamkeit
Du fragst nicht nach dem Ziel
Die Antwort wäre dir zu viel

Erst, wenn du dich nach nichts mehr sehnst
Ist deine Zeit vorbei
Dann bist du wieder von dir frei

Refrain


Zugegeben - ein Party- oder Stimmungskracher ist das definitiv nicht. Aber poetisch.
Wie auch immer. Ich wünsche euch einen schönen Abend und bin unfassbar dankbar darüber, dass es von diesem schönen Song einen Fernsehauftritt als Zeitdokument gibt. Jünger hat man Georg Danzer definitiv nie wieder gesehen ;)

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