Mittwoch, 8. April 2020

# 21 - "(Ich lieb') Curry" - Daisy Door (1967)

Ich dachte mir für den zweiten Tag der "Kulinarik"-Woche suche ich mir doch etwas Exotisches raus ... et voilá ... zufälligerweise wieder eine Curryversion ... äh Coverversion!




Daisy Door
A: (Ich lieb') Curry [I love Onions - Susan Christie] (M: John M. Hill / dt. T: Josua Röckelein = Wolfgang Neukirchner)
B: Was ist dabei? (M: Hans Blum / T: Siegfried Mahr = Wolfgang Neukirchner)

1967, EMI Electrola, E 23 461

Josua Röckelein alias Wolfgang Neukirchner war ein recht bekannter deutscher Textautor. Er schrieb u. a. "Es gibt kein Bier auf Hawaii" sowie zahlreiche Hits (unter verschiedenen Pseudonymen) für Heino, wie z. B. "Mohikana Shalali" (1971), "Karamba, Karacho, ein Whiskey" (1971), "Blau blüht der Enzian" (1972), "Carnaval in Rio" (1972), "Die schwarze Barbara" (1975) oder "Komm in meinen Wigwam" (1976).


Hinter dem Pseudonym Daisy Door (eine Anlehnung an Doris Day) steht übrigens die Duisburgerin Evelyn Herrmann (* 1943; verheiratete van Ophuisen, heute soll sie Ericson heißen). Daisy, die zuerst gemeinsam mit ihrer Schwester Liane Platten aufnahm, gelang der große Erfolg im Schlagerbusiness nicht.
Mehrere Platten, u. a. "Bye-Bye, Birdie" (1963), "Oh Mama Mia Mutti" (1965), "Ben Sidih braucht Soldaten" (1966) und "Mein Herz hat geschlossen" (1968), wurden veröffentlicht, ehe ihr tatsächlich der große Traum jeder Sängerin gelang - berühmt, über Nacht zu werden!




Evelyn, die inzwischen Mitglied im berühmten Botho-Lucas-Chor war und regelmäßig im Studio als Sängerin arbeitete, bekam das Angebot, ein Lied für eine Folge von "Der Kommissar" (Als die Blumen Trauer trugen) einzusingen. Sie lieh - ungenannt - der Schauspielerin Sylvia Lukan ihre Stimme. Und dann passierte das, womit niemand gerechnet hat. Am nächsten Tag stürmten zahlreiche Menschen die Plattenläden und wollten unbedingt diesen Song haben. Den gab es aber nicht! Die große Chance für Daisy Door. In Windeseile wurde eine Platte von "Du lebst in deiner Welt" gepresst, die ihr mehrere Fernseh-Auftritte einbrachte und sich innerhalb von drei Monaten 500.000-mal verkaufte - inklusive Platz 1 der Charts. Es folgten bis Ende der 70er-Jahre noch weitere Plattenaufnahmen, aber an diesen großen Erfolg konnte sie nicht mehr anknüpfen.



In diesem Fall ist die deutsche Coverversion recht interessant, denn aus "I love Onions" (mit dem Susan Christie 1966 zu einem One-Hit-Wonder wurde) wurde nicht "Ich liebe Zwiebeln", sondern "Ich lieb' Curry" - wobei die Aussprache eher wie "Körri" klingt (die korrekte Aussprache wäre kari). Weshalb die Beteiligten etwas gegen die gute deutsche Zwiebel einzuwenden hatten, ist nicht bekannt. Kurios ist es trotzdem ;)

Ich mag kein Eis, kein Marzipan
Kein'n Kümmel, Knoblauch, Lebertran
Doch ... mmh ... ich lieb' Curry


--> auf alles gehe ich jetzt nicht genau ein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, der Lebertran mag. Das andere lasse ich mir noch einreden. Geschmäcker sind ja unterschiedlich.

Ich mag kein Striptease, kein Spinat
Ich mag auch keinen Mann mit Bart

Doch ... mmh ... ich lieb' Curry

--> Wer kennt das nicht. Man sitzt beim Italiener und muss sich entscheiden: Pizza Spinachi oder Strippen. Schwierige Entscheidung. Vor allem wenn man - so wie ich - ein Mann mit Bart ist!

Curry-Curry-Paprika
Curry-Curry-Tralala
Curry-Curry-Paprika
Curry-Curry-Tralala


--> Der literarische Anspruch des Refrains bleibt an dieser Stelle unkommentiert.

Ich tanz' nicht gern bei rotem Licht
Auch Miniröcke mag ich nicht
Doch ... mmh ... ich lieb' Curry

Ich mag nicht Marmor, Eisen, Stein,
Noch nicht mal Gold und Edelstein
Doch ... mmh ... ich lieb' Curry


--> Ja. Schön. Miniröcke schmecken auch wirklich nicht gut - selbst ohne rotes Licht. Da lob ich mir doch, ein feines Marmorschnitzel mit ausreichender Eisen-Edelstein-Garnitur.

Refrain


Also Curry ist eine Mischung von sehr scharfen Gewürzen, welche besonders in Ostindien gebräuchlich ist.
Bereits in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts erwähnte Claudius Ptolemäus dieses wohlschmeckende Pulver, welches vornehmlich bei der Zubereitung heißer Fleischgerichte, darunter auch der sogenannten Currywurst, Verwendung findet.
Es ist sehr sehr scharf.

--> Dieser Teil ist äußerst skurril und kommt auch im englischen Original vor. Nicht von der Sängerin sondern einem Sprecher, der anscheinend noch nicht im Stimmbruch war. Immerhin ein paar wertvolle Informationen. Denn in Gelsenkirchen und Buxtehude war Curry damals mindestens genauso unbekannt, wie Daisy Door ;)

Refrain





Hier ein nettes Video aus den 60er-Jahren des Originalsongs - allerdings nicht von Susan Christie gesungen. Er zeigt, dass man selbst zu einem Song namens "I love Onions" eine adäquate Choreographie einstudieren kann! Chapeau!

Man sollte viel öfter zu jemandem sagen, dass man ihn lieb hat. Wann hast du das letzte Mal "Ich liebe dich" zu deiner Zwiebel oder der faulen, roten Paprika gesagt? Und was ist mit der Avocado? Die wurde sicher auch schon lang nicht mehr gedrückt und ist bereits ganz weich und matschig vor Schmerz ...

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