Dienstag, 5. Mai 2020

# 48 - "Weanerisch is klass" - The Malformation (1971)

Ist Patriotismus gut? Darf man sich darüber freuen, ÖsterreicherIn zu sein? Was ist denn eigentlich dieses Österreichische? Der Wiener Charme, Salzburger Nockerl, das Grantln, das Z'sammsitz'n oder die unfassbar große Bandbreite an sympathischen Schimpfwörtern, die so in keiner anderen Sprache funktionieren?

Was auch immer es genau ist, ich hab eine große Begeisterung für diese (heute) ein wenig eigentümlich wirkende Musik!




THE MALFORMATION
A: I steh' auf di (M & T: Georg Danzer)
B: Weanerisch is klass (M & T: Georg Danzer)

1971, EMI Columbia, E 006 33 041
produziert von René Reitz

"Wie diese Dialektwelle, die heute als Ursprung des sogenannten 'Austro-Pop' verstanden wird, wirklich begonnen hat, ist nicht ganz klar. Fix ist, dass es entgegen der gängigen Auffassung nicht die Gerhard-Bronner-Komposition 'Wie a Glock'n' war, die dieses Genre begründet hat.
Die Ursprünge in der damals sehr vitalen Wiener Folk-Szene zu vermuten, ist schon eher nahe liegend. Einige nennen Walter Frey, den Sänger der Wiener Underground-Band Jesus H.C., den eigentlichen Erfinder des Austropops. 1967 sei er bereits in Wiener Clubs mit der Interpretation bekannter Folk-Songs auf Wienerisch aufgetreten. 1969 fragte die ORF-Jugendredaktion bei der Wiener Folk- und Blues-Band The Worried Man Skiffle Group an, ob diese nicht Lust hätten, für eine Sendung ein paar Songs auf Wienerisch aufzunehmen. (...) Der im TV uraufgeführte Song 'Glaubst i bin bled?' führte daraufhin sieben Wochen die österreichische Hitparade an und öffnete dem Mundart-Pop Tür und Angel. 1970 toppte Columbia diesen Erfolg mit dem Mega-Seller 'Wie a Glock'n' von Marianne Mendt (...).

Die Vermarktbarkeit dieses neuen Dialektphänomens bewegte einige österreichische Bands dazu, von Englisch auf Wienerisch umzusatteln. Die Lost Generation zum Beispiel, die schon eine englischsprachige Single eingespielt hatten, brachten im neuen, zeitgemäßen Gewand mit 'Hau di am Dampfer, Zwutschkerl' einen der fiesesten Put-down-Songs aller Zeit heraus. (...) Columbia legte nach. Innerhalb kurzer Zeit wurden neue Bands ins Rennen geschickt, die alle nach der gleichen Rezeptur gestrickt waren: Englischer Name, Wienerischer Gesang, derber Humor und harter Sound. Eine der profiliertesten war die Formation The Madcaps, die vier Singles und ein Album herausbrachten. Der junge Georg Danzer, der sich in den Jahren zuvor mit wenig Erfolg an einer Solo-Karriere versucht hatte, stieg nach der ersten Single (...) in die Band ein, war aber weiterhin auch als Komponist für andere Künstler tätig. So schrieb er auch für The Malformation den Song 'Weanerisch is klass', der als Hymne für dieses junge - von später folgenden Peinlichkeiten noch völlig verschonte - Genre 'Austro-Pop' verstanden werden kann." (Al "Bird" Sputnik, Trash Rock Archives - Part 1: Beat in Österreich - Die Sechziger Jahre)


Diese ursprüngliche Art von Austro-Pop ist wirklich spannend, da man diese Musik - meiner Meinung nach - mit keiner anderen musikalischen Gattung auch nur ansatzweise vergleichen kann. Federführend für diese musikalische Weiterentwicklung war definitiv Georg Danzer (1946-2007), dem nach dem großen Erfolg von "Tschik" (1972 unter Pseudonym) erst 1975 mit "Jö schau" auch ein Hit unter seinem bürgerlichen Namen gelang.

Mitglieder von "The Malformation" (zu deutsch: die Missbildung) waren
Stefan Haselmayer
Ludwig Kalkus
Karl Mayerhofer
Albin Wegerbauer
Bernd Zischka

Nach zwei Singles in "weanerisch", orientierte sich die Band wieder an englischer Popmusik und wurde zu Österreichs einziger Glam-Rock-Band (a la Sweet).
Zwischen 1971 und 1976 brachte The (New) Malformation insgesamt sieben Singles auf den Markt.




I steh' auf mi söba
Heut' is alles leiwand
Hat vielleicht von euch no irgendwer an Einwand - ha?
I brauch kane Häuser, dass ma amoi guat geht
I brauch nur an Sound, der was ma untern Huat geht - jo

I brauch kan Blues mehr und kan Underground
Weu i sag: Weanerisch is klass
Und die Erkenntnis stesst mi au'n G'wand
I bin auf nix mehr anders haas

Endlich bin i frei, weu i jetzt die Musik hab
Die ma alles gibt, was i heut' fir a Glick hab - jo!
Weanerisch is klass, des war scho längstens föllig
I steh' auf mi söba, i bin richtig söllig - jo 





Da muss man doch gar nichts mehr extra dazusagen, oder? Sunst kaunst di übad'Häusa hau'n, wenn'st a Problem host ... fong jetzt gfölligst kan Ballawatsch an und hau di am Dampfer, Zwutschkerl!

All jene, die mit dieser sprachlichen Varietät wenig anfangen können bzw. die starke Verständnisschwierigkeiten haben, kann ich nur sagen: Die Musik ist geil. Und wenn man's nicht versteht, auch wurscht (wer versteht schon die Texte von französischen Chansons  ...)!

Habt trotz bescheidenem Wetter einen möglichst leiwand'n Tag!

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