Dienstag, 26. Mai 2020

# 69 - "Ein Student aus Uppsala" - Kirsti (1969)

Den heutigen Beitrag widme ich all jenen, die bereits große Freude mit der musikalischen Verbindung alltäglicher Dinge mit eingängigen tonalen Künsten haben. Wir erinnern uns da beispielsweise an Ni-cool-e ;)




KIRSTI
A: Ein Student aus Uppsala (M: Henry Mayer / T: Georg Buschor)
B: Und die Sonne geht auf (M: Henry Mayer / T: Georg Buschor)

1969, Telefunken, U 56 044


Der erfolgreiche Textautor Georg Buschor (1923-2005) schrieb u. a. "Zwei kleine Italiener" (Conny Froboess, 1962), "Schuld war nur der Bossa Nova" (Manuela, 1963), "Liebeskummer lohnt sich nicht" (Siw Malmkvist, 1964), "Winter in Canada" (Elissa Gabbai, 1966), "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben" (Dorthe, 1967), "Arrividerci Hans" (Rita Pavone, 1968), "Akropolis Adieu" (Mireille Mathieu, 1971) oder "Der Stern von Mykonos" (Katja Ebstein, 1973).

Die 1946 geborene norwegische Sängerin Kirsti Sparboe arbeitete nach ihrer kaufmännischen Lehre als Sekretärin. Sie unternahm erste Auftritte als Sängerin einer Tanzkapelle, nahm Gesangsunterricht und erhielt bereits mit 17 Jahren ihren ersten Schallplattenvertrag. Dreimal vertrat sie - mit mäßigem Erfolg - Norwegen beim Grand Prix d'Eurosivion (1965 Platz 13, 1967 Platz 14, 1969 Platz 16).

Gleich ihre erste Single "Du darfst nicht weinen" erreicht im Juni 1968 #24 der Charts. Weitere erfolgreiche Titel waren "Von mir aus kann es regnen" (November 1968, #38), "Napoleon und Josefine" (Juli 1969, #34) und "Die treuen Husaren" (November 1969, #37).

Ihr größter Hit in Deutschland wird die im März 1969 veröffentlichte Single "Ein Student aus Uppsala", die sich 14 Wochen in den Charts hält und bis auf #15 kommt.

Ihre letzte Single in Deutschland erscheint 1972, in Norwegen ist sie noch bis Mitte der 80er-Jahre aktiv.

Im Vergleich mit anderen skandinavischen Sängerinnen, die zeitgleich im deutschsprachigen Raum vertreten sind, hat sie eine deutlich kürzere Karriere. In diesem Zusammenhang waren Dorthe (* 1947, Dänemark), Siw Malmkvist (* 1936, Schweden), Gitte (* 1946) und Wencke Myhre (* 1947, Norwegen) deutlich erfolgreicher - die letzten drei auch als Sängerinnen beim Eurovision Song Contest!

Nun aber zum heutigen Song, zu dem ich glücklicherweise auch ein Video mit Kirsti gefunden habe:

Ein Student aus Uppsala-la-la-la La-la-la-la-la-la-la-la-la-la
Ein Student aus Uppsala-la-la-la La-la-la-la-la Laaaa

Meine Freundin rief an
Ob ich mitkommen kann
Auf die Hütte im Schnee
Und ich sagte: "Okay!"

In der Sonne im März
Da verlor ich mein Herz
Als ich ihn damals sah
Er war Student aus Uppsala

Refrain


Und am Abend beim Tee
Auf der Hütte im Schnee
Sprach er leise zu mir:
"Ich bleib' immer bei dir"

Und wir hatten kein Geld
Aber schön war die Welt
Denn der Himmel war nah
Und mein Student aus Uppsala

Refrain

Ich kam später im Mai
An der Hütte vorbei
Und ich fand keinen Schnee
Denn da blühte der Klee

Doch die Sonne, die schien
Und ich dachte an ihn
Den ich nie wieder sah
Er war Student aus Uppsala

Refrain






Freunden der leichten Muse ist dieser Titel möglicherweise im Rahmen der anspruchsvollen, zeitaktuelleren (2015), Coverversion der Hot Banditoz ("Shake your Balla") bekannt.





Nun was für eine Geschichte erzählt uns Kirsti da? Eine Freundin bittet Kirsti, sie auf eine nicht näher definierte "Hütte im Schnee" zu begleiten. Kirsti - keine Freundin großer Worte - willigt mit einem lässigen "Okay" ein und die beiden machen sich im März auf eine (Aprés-)Ski-Tour. Inwieweit die sogenannte Freundin an den weiteren Geschehnissen oder sie vielleicht sogar als Drahtzieherin an dem frostigen Liebeskomplott beteiligt ist, konnte bisher nicht ermittelt werden.
Fakt ist jedenfalls, dass die beiden - oder zumindest Kirsti - nicht alleine waren. Was im März durchaus überraschend ist. Ich kombiniere, es muss ein langer, kalter Winter gewesen sein. Der nicht näher definierte Mann gibt an, Student im schwedischen Uppsala zu sein. Bereits am selben Abend witterte der Täter bei einer Tasse JagaTee seine Chance und erklärte der jungen Kirsti spontan seine Liebe und dass er immer bei ihr bleiben wolle. Kirsti, rosarot-bebrillt, war sofort begeistert (wir erinnern uns, die ehemals gute Freundin, deren Schnaps-Idee der ganze Ausflug war, taucht an dieser Stelle nicht mehr auf), obwohl sie nach eigenen Angaben beide mittellos waren, empfanden sie die Welt als schön und den Himmel als nah (gut... somit wäre bereits eine weniger lebensbejahende Alternative einer eigenwilligen Vorstellung von gemeinsamer Zukunft gegeben). 
Zwei Monate gingen ins Land und Kirsti kehrte an den einstigen Ort ihrer großen Liebe zurück. Der Schnee war weg, genauso wie der Student, von dem Kirsti - trotz großer Liebesbekundung - scheinbar nicht einmal den Namen wusste (Anfängerfehler oder vielleicht doch zu viel ... Tee?). Naja. Kirsti ist allem Anschein nach ja mit Klee und Sonnenschein auch leicht zufriedenzustellen und begnügt sich damit, an den treulosen Herzensdieb zu denken. Ist ja auch schön. 
Vermutlich hat sich der Gute an eine (finanziell) bessere Partie rangemacht und arbeitete fortan erfolgreich als Heiratsschwindler. Nachforschungen an der Universität von Uppsala blieben übrigens erfolglos. Kirsti hätte sich zumindest eine Studienbestätigung zeigen lassen oder seine Matrikelnummer notieren müssen.
Vielleicht war er aber auch nur ein Erasmusstudent, der ein bisschen länger geblieben ist, um den schönen Winter zu genießen?

Wir werden es wohl nie erfahren ... also aufpassen im Umgang mit AkademikerInnen!

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