Donnerstag, 7. Mai 2020

# 50 - "Yummy, yummy, yummy - du bist ein böser Mann" - Joseline Gassen (1976)

Wow ... heute ist bereits der 50. Eintrag auf diesem Blog. Seit knapp zwei Monaten hat Corona unser Leben - von heute auf morgen - komplett auf den Kopf gestellt. Dennoch muss ich sagen, dass mir dieses tägliche Ritual tatsächlich nach wie vor viel Freude bereitet. Und ich freue mich immer wieder über liebe Nachrichten und lustige Kommentare zu einzelnen Beiträgen! Inzwischen wurde mein Blog mehr als 500-mal besucht! Vielen lieben Dank 💓



JOSELINE GASSEN
A: Yummy, yummy, yummy - du bist ein böser Mann [Yummy, Yummy, Yummy - Ohio Express] (M: Joe Levine & Arthur Resnick / dt. T: Frank Dostal)
B: Tommy (M: Janusz Kryst / T: Christiane Handtke)

1976, Philips, 6003 556


Von der 1951 geborenen Joseline Gassen gibt es tatsächlich nur diese eine Single.

Auf dem Single-Cover äußert sie sich folgendermaßen:

"Geboren als Jungfrau an einem Mittwoch in Berlin-Neukölln. Wenn ich Glück hab', werd' ich in 'nem Monat 25. Schule: Rechnen saumäßig (inzwischen kann ich's aber!!), Musik und Blockflöte gut - dritte Stimme im Kinderchor. Mit vierzehn erste heiße Liebe: Die Beatles.
Den ersten Kuss bekam ich etwas später, nich' von Paul McCartney, aber Hans war auch sehr lieb.
Zoowärter, Astronaut oder Schauspielerin wollte ich werden. Schauspielerin bin ich geworden - und verdiene mir heute damit meine Zigaretten.

Freizeitsingen in dem Berliner Club 'Die Badewanne' mit meiner Band, brachte mich glücklich zur Schallplatte.
Ansonsten glaube ich, bin ich 'n netter Mensch: Bisschen Kumpel, bisschen Weib - und dabei soll's auch bleiben."

Gassen steht immer wieder als Schauspielerin in Kino- und TV-Produktionen vor der Kamera. Mehrere Jahre war sie z. B. in den Serien "Wartesaal zum kleinen Glück", "Spreepiraten" und "Der Landarzt" engagiert. Sie spielte in den 80er-Jahren aber auch u. a. in den Kultserien "Drei Damen vom Grill", "Ich heirate eine Familie", "Liebling Kreuzberg" und  "Berliner Weiße mit Schuss".

Erfolgreicher und bekannter ist sie aber seit den 70er-Jahren als Synchronsprecherin, u. a. für Adrienne C. Moore (Orange is the new Black), Alfre Woodard (Desperate Housewives), Bette Midler (Der Club der Teufelinnen), Cher (Die Hexen von Eastwick), Geena Davis (Thelma und Louise), Jessica Lange (King Kong), Kate Jackson (Drei Engel für Charlie), Kirstie Alley (Kuck mal, wer da spricht), Lesley Nicol (Downtown Abbey), Linda Hamilton (Terminator), Lois Chiles (Dallas) und Stefanie Powers (Hart aber herzlich).

Nun aber zum heutigen Song, dessen Original sicher jeder kennt!

Yummy, yummy, yummy
Du ich sag's deiner Mami
Du bist ein böser Mann
Du und deine Liebe
Ihr klaut wie die Diebe
An mir ist bald nichts mehr dran

Aber ich mag das
Uh, ich vertrag' das
Liebe so süß wie Kakao
Du bist ein Tiger
Ruhmreicher Sieger
Ich bin dein Kätzchen, miau


--> Ich gehe jetzt an dieser Stelle nicht darauf ein, dass Frank Dostal (1945-2017) definitiv der erste Preis für blöde Songtexte verliehen werden hätte müssen. Tja. Literaturnobelpreisverdächtig ist das natürlich nicht. Aber selbst 1976 war die Frau per se emanzipierter als dieses Lied behauptet :/

Yummy, yummy, yummy

Du ich sag's deiner Mami
Du bist ein böser Mann
Ich war wie 'ne Brise
Auf 'ner Frühlingswiese

Heute wütet in mir ein Vulkan

--> Ist es Volkan, der türkische Gastarbeiter? Nein, Vulkan. Und warum wütet der in ihr? Weil er ein böser Mann ist? Und warum muss man jetzt auch noch seine Mutter - so kurz vorm Muttertag - in diese Sache mitreinziehen? Wie beschreibt man denn eine "Brise auf ner Frühlingswiese"? Ein laues Lüftlein voller Pollen?

Aber ich mag das

Uh, ich vertrag' das
Mag, wie du tust, was du tust
Uh, deine Küsse
Reißende Flüsse
Wenn du mit mir schmust

--> Wenn man die Küsse des Partners mit "reißenden Flüssen" vergleicht, dann hat er wohl nicht nur eine feuchte Aussprache, sondern generell ein mittelschweres Speichelproblem. Diese sanft-rauschenden (an Brisen auf Frühlingswiesen erinnernden) Vorrichtungen von Zahnärzten könnten da sicher großartig Abhilfe schaffen.

Mmmh ... ich mag das
Ja ... ich vertrag das
Ich mag, wie du tust was du tust
Deine Küsse, reißende Flüsse
Wenn du mit mir schmust

Yummy, yummy, yummy
Du ich sag's deiner Mami
Du bist ein böser Mann
Du und deine Liebe
Ihr klaut wie die Diebe
An mir ist bald nichts mehr dran

Aber ich mag das
Uh, ich vertrag' das
Liebe wie Erdbeereis
Du bist der Sieger
Machst mich zum Tiger
Gar nichts haben, nur noch heiß

--> Liebe wie Erdbeereis? Rot und klebrig? Oder künstlich und Karies bringend? Und die letzte Zeile erschließt sich mir sowieso in keiner Weise.

Refrain



Hier zum Vergleich ein nettes Video des Originals von 1968 von "Ohio Express".



Ein Gassenhauer war dieses Cover von Joseline Gassen definitiv nicht. Notwendig vermutlich auch nicht. Mit Liedern wie diesen wurde die mühsam vorgebrachte Emanzipation wieder um drei Jahre nach hinten geworfen. Schade, dass sich Frauen in den 70er-Jahren Männern gegenüber immer so anbiedern mussten.
Ich vergeb für diesen Song eine Packung Erdbeereis und versuche herauszufinden, ob sie mich an Liebe erinnert. Yummy, yummy, yummy ...

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