Sonntag, 10. Mai 2020

# 52 - "Was mach' ich ohne dich" - Francoise Hardy (1970)

Keine Sorge, ich lebe noch! Tut mir leid, dass ich gestern nicht wie gewohnt für euch einen Titel raussuchen konnte. Es lag nicht an mir - zumindest nicht nur! Aus irgendeinem Grund hat mein Laptop sich nicht mehr mit dem Internet verbinden lassen - warum genau, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass ich seit heute ein neues (besseres) Teil mein Eigen nennen darf ... offenbar spüren das auch Geräte und so musste ich gestern karmatechnisch einiges einstecken :/

Aber egal. Jetzt bin ich wieder da und hier für euch der Ersatzsong von gestern (der Ersatzsong von heute kommt dann etwas später). Der Titel des Songs ist definitiv Programm ;)




FRANCOISE HARDY
Was mach' ich ohne dich? [It hurts to say Goodbye - Margaret Whiting] (M: Arnold Goland & Jack Gold / dt. T: Walter Brandin)

1970, LP "Träume", Philips


Die 1944 geborene Französin Francoise Hardy unterschrieb im November 1961 ihren ersten Schallplattenvertrag bei Vogue. Kurz nach ihrer bestandenen Matura veröffentlichte sie ihre erste Single ("Oh oh Chéri"). Die B-Seite des Titels ("Tous les garcons et les filles") ließ die Scheibe - nach einem Auftritt in einer beliebten Jugendsendung - zwei Millionen Mal über den Ladentisch gehen.
Es folgte eine Reihe von Hits, die größtenteils von ihr selbst getextet und komponiert waren. 1963 vertrat sie mit "L'amour s'en va" Monaco beim Grand Prix de la Chanson und erreichte Platz 5.
Im deutschsprachigen Raum hatte sie vor allem mit "Frag' den Abendwind" (1965) große Erfolge. Die Bravo-LeserInnen wählten Francoise daraufhin 1966 zur zweitbeliebtesten Sängerin des Jahres.

Francoise avancierte bald zu einer Stilikone der 60er-Jahre. Designer wie Paco Rabanne und Yves Saint Laurent kleideten sie ein.
In Frankreich hielt ihre Popularität bis weit in die 80er-Jahre an, obwohl sie aufgrund ihres großen Lampenfiebers seit 1968 nur noch sehr selten vor großem Publikum auftrat. 
Mit ihrem Album "Clair Obscur", das in Frankreich bereits wenige Wochen nach der Veröffentlichung sechsstellige Verkaufszahlen erzielte, gelang ihr im Mai 2000 ein großes Comeback. Sie veröffentlichte insgesamt 25 Alben. Nach einer Krebserkrankung hat sie die Musik aufgegeben und arbeitet jetzt hauptsächlich als Schriftstellerin.

Serge Gainsbourg schrieb für sie 1970 einen ganz besonderen Text, der in seiner Message lustigerweise sowohl in französisch, englisch als auch deutsch funktioniert! (An dieser Stelle ein großes Kompliment an Walter Brandin - der übrigens auch 1969 für die deutsche Übersetzung des Musicals "Hair" zuständig war)


Nach zwei Cognac ex bekamst du Mut
Deine Abschiedstexte waren gut
Ratlos und perplex nur dachte ich
Was mach' ich ohne dich?

Stets war mein Komplex, du bist zu schön
Charme hast du für sechs, ach was für zehn
Liebt denn sowas exklusiv nur mich?
Was mach' ich ohne dich?

Ob du daran denkst
Wie einsam und verloren ich bin
Nein, du hast schon längst eine and're im Sinn

Gib mir keinen Extrakuss jetzt mehr
Der nur noch Reflexbewegung wär'
Ratlos und perplex nur frag' ich mich:
Was mach' ich ohne dich?
Was mach' ich ohne dich?


All die Nächte mit dir
Voll von Glück bis zum Morgengrau
Die und dich stahl mir eine andere Frau

Diese Dame X, die dich mir nimmt

Fliegt auf deine Tricks, wie ich bestimmt
Dann als deine Ex sagt sie wie ich:
'Was mach' ich ohne dich?'

'Was mach' ich ohne dich?'




Ich glaube es gibt keinen deutschen Text, der mehr X bzw. "ich"-Laute enthält, als dieser! Francoise Hardy hat das gewisse Etwas - sowohl in Stimme als auch Optik! Große Effekte sucht man bei ihr vergebens. Diese Stimme gepaart mit einer perfekten Lage ... und dazu diese großgewachsene, scheu-verträumt-wirkende wunderschöne Frau ...

Fraglich, wie jemand diese Frau betrügen kann! (Kein Mitleid mit ihm ... mit F. H. schon!)

Das englische Original klingt wie ein typischer amerikanischer Song aus den 60er-Jahren. Aufwendig arrangiert und groß orchestriert. Francoise beweist wieder mal, dass man das alles gar nicht braucht, wenn die Interpretation "wahrhaftig" ist.

Hier gibt es bis Mitte Juni noch eine interessante und sehr empfehlenswerte (deutsch-synchronisierte) Dokumentation aus dem Jahr 2016!

Dieser Song, mit dem gewissen Augenzwinkern, ist ein absolutes Highlight und Juwel der deutschen Musikszene und klingt auch 50 Jahre später keinesfalls altmodisch.

Mérci, Francoise!

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